"Ach so. Danke", entgegnete ich Aldrik und schenkte ihm auf sein Kompliment hin ein Lächeln. Den Eindruck, dass es mich in irgendeiner Art und Weise gestört hätte, dass mich sein Beobachten gestört machte ich nicht. Warum sollte ich auch, es war schließlich nichts dabei. Ich hatte daraufhin dann meinen Arm etwas gehoben, damit es Aldrik etwas besser sehen konnte, denn ich vermutete mal, dass es zuvor eher schwer zu erkennen gewesen war, als ich an dem Nest gearbeitet hatte. Besonders alt war es noch nicht, aber dennoch war es schon eine ganze Weile her, seitdem ich es gestochen bekommen hatte. Es zeigte jedoch genau das, was die Musik für mich war und ich konnte mich damit eigentlich ziemlich gut identifizieren.
Das Ende des Unterrichts kam für mich dann allerdings etwas überraschend und eine gewisse Enttäuschung war mir auch anzusehen. Von so einem Unterricht konnte man ja wirklich nur träumen oder in irgendwelchen Fantasybüchern nachlesen und ich hatte ihn wirklich interessant und spannend gefunden. Na ja, ich konnte mir auch kaum vorstellen, wie Unterricht mit Drachen langweilig sein konnte. Die Zeit war aber unglaublich schnell vergangen, wie ich fand, doch freute ich mich auch schon auf die nächste. Die Theorie war zwar meist nie so spannend wie die Praxis, aber ich war dennoch schon gespannt, was auf uns zukommen würde.
Sogesehen schickte uns Berry dann auch soweit aus der Höhle und ich bemerkte, dass Aldrik wohl auf mich zu warten schien, weshalb ich schnell die wenigen Schritte zu dem Jungen aufschloss. "Wir können", sagte ich und ging Richtung Ausgang. Draußen fröstelte es mich dann schließlich kurz und ich musste meine Jacken wieder anziehen. Die Wärme in der Höhle hatte mich vergessen lassen, wie kalt es draußen eigentlich war. "Auch schon gespannt auf die nächste Stunde?", wollte ich von Aldrik wissen.

Es war nicht wirklich meine Intension gewesen, Euan zu treffen, weshalb ich auch nicht enttäuscht oder dergleichen war. Nun ja, wenn ich ihn doch erwischt hätte, wäre es mir auch Recht gewesen.
Und mit recht stoischer Mine überging ich auch diesen Kommentar. Natürlich konnte ich anders, wenn ich wollte. Falls ich wollte.
Nun folgte ich jedoch erst einmal Clay zu einer... Schlammgrube. Bei der Wärme hier musste man die vermutlich ziemlich pflegen. Erstaunlich eigentlich. "Der Platz passt zu dir," meinte ich leicht schmunzelnd. Dann ließ ich meinen improvisierten Sack sinken und klaubte das Stroh zusammen. "Ich mach dir ein Nest daneben, sonst hast du gleich keine Grube mehr," erklärte ich dem Knirps, dann begann ich mit der Arbeit. Erst Stroh, dann Moos und Laub und zum Schluss die Decke. Währenddessen verkündete unser Lehrer, dass der Unterricht wohl beendet war und wir draußen etwas trinken konnten. Sehr gut, das hatte ich echt nötig. Also strich ich Clay über den Kopf, dann nickte ich zu dem neuen Nest. "Richte es dir ein wie du magst. Ich hoffe, es gefällt dir." Kurz lächelte ich dem kleinen Drachen noch zu, aber da sich die ersten schon raus bewegten, sollte ich mich bald wohl anschließen. "Sieht so aus, als würden wir erst einmal gehen. Aber ich bin mir sicher, wir sehen uns schon bald wieder." Hier bleiben konnte ich ja schlecht und da alle anderen Drachenjungen nach dem Essen sich zum Schlafen hingelegt hatten, konnte auch der kleine Goldgelbe das nun tun. Und ich konnte zurück zu meiner Klasse gehen.

Ich lachte in mich hinein, als Aiden nichts auf meinen Kommentar hin erwiderte. Etwas darauf noch zu sagen, konnte ich mir vermutlich sparen, denn das Grinsen in meinem Gesicht sagte sicherlich genug aus. Da ich ja bereits mit der Aufgabe fertig war und Mr. Morgan anscheinend auch nichts zu bemängeln hatte, konnte ich beobachten, wie sich Aiden mit dem kleinen Drachen schlug. Dieser schien wirklich einen Narren an dem Weißhaarigen gefressen zu haben, etwas anderes konnte man dazu nichts sagen. Während Aiden nun auch noch ein Nest für Clay bastelte, sah ich ihm aus einigen Metern Entfernung einfach zu, nachdem ich meinen Blick aber auch durch die Höhle schweifen hatte lassen. So wie es aussah, waren die meisten anderen auch schon fertig mit dem Nest bauen. Mr. Morgan beendete dann auch schon den Unterricht und ein wenig überrascht war ich schon über das schnelle Ende. Da dieser Unterricht aber alles andere als langweilig zu bezeichnen gewesen war, war die Zeit auch wesentlich schneller vergangen.
Die ersten waren auch schon dabei, die Höhle zu verlassen und auch ich bewegte mich ein wenig in Richtung Ausgang, blieb aber in Sichtweite stehen, nachdem ich mich noch einmal in Richtung umgewandt hatte. Dieser schien nun auch mit dem Nest von Clay fertig zu sein, also wartete ich noch einen Moment, bis er aufgeschlossen hatte, damit er nicht zurückblieb.

Ich nickte mit dem Kopf und beobachtete dann gespannt, was Aiden so machte. Besonders die Decke ganz am Schluss gefiel mir, und ich hüpfte voller Begeisterung in das Nest, sobald Aiden fertig damit war, und rollte mich dort zusammen. Es fühlte sich ungewohnt an, aber ich war viel zu begeistert davon, dass ich dieses tolle Nest bekommen hatte, um das groß zu bemerken, und blickte Aiden glücklich an. Jetzt, wo ich lag, merkte ich, wie müde ich war, und gähnte herzzerreißend, sodass ich die Hälfte von dem, was Aiden sagte, nicht mitbekam. "Müüüde", brachte ich hervor, ehe ich erneut gähnen musste und meinen Kopf auf dem Rand des Nests ablegte. Deswegen fand ich es auch nicht ganz so schlimm, dass Aiden offensichtlich vorhatte, zu gehen. "Tschüüss", murmelte ich noch, ehe mir die Augen zufielen.

Mit einem geübten Blick und einer kurzen Erklärung bot mir der Lehrer sogleich eine Lösung für mein Problem, indem er gleich auf eins der Eier deutete. Es hatte eine satte goldene Färbung mit roten Sprengseln und war ziemlich groß. Plötzlich war ich erleichtert mein Nest einigermaßen in der Nähe gebaut zu haben. "Nur einen Katzensprung entfernt", murmelte ich, während ich in die Hocke ging. Konzentriert spreizte ich meine Finger, um eine große Fläche zu erzeugen, wie Mr. Morgan es vorgemacht hatte. Ich ging langsam und ganz bewusst vor, weil ich mir die Abläufe antrainieren wollte. Hier konnten meine Reflexe gefährlich werden, denn ein Drachenei klemmte man nicht einfach in die Armbeuge wie einen Football.
"Vielleicht doch eher ein Löwensprung", stieß ich dann überrascht aus als ich Ei anhob. Es war schwerer als erwartetet. Logisch, es ist ja auch nicht voller Luft wie ein Ball. Dummkopf. Nach der raschen Erkenntnis lag das Goldei fest in meinen Händen. Ich trug es zu meinem gebauten Nest, wo es gut in die Mulde passte. Während ich die Falten noch etwas zurechtzupfte, musste ich dem Lehrer zustimmen, dass ein kleineres Ei weniger warm und sicher in der großen Kuhle gelegen hätte. Ich holte eines der Tücher und legte es wie einen Schal um das Ei. Luftig, aber warm, richtig?
Unerwartet durchströmte ein warmes Gefühl des Stolzes. Es fühlte sich ganz anders an als die Euphorie, wenn man ein Spiel gewann oder ein Mädchen auf einer Party küsste. Fast unbewusst griff ich in meine Hosentasche, um mein Handy herauszuziehen. Erst dann fiel mir ein, wo ich war und wie es hier mit der modernen Technik bestimmt war. Verdammte Insel! Also würde es kein Foto von der Bastelstraße am ersten Schultag geben.

Mr. Morgan rief uns zusammen, lobte uns für die Unterrichtsstunde und verkündete die nächsten Programmpunkte: Etwas trinken, Rückfahrt und Theorieunterricht. In diesem Moment holte mich mein Durst, den ich bis dahin erst verdrängt und dann vergessen hatte, ein. Wasser klang fantastisch. Mit raschen Schritten machte ich mich auf den Weg zurück zum Wagen als mir meine Jacke einfiel. Ich machte auf dem Absatz kehrte und sammelte sie ein. Etwas staubig, aber vollkommen in Ordnung. Mit der Jacke im Arm machte ich mich wieder daran ein Getränk zu erobern und dem drohenden Theorieunterricht entgegenzustreben.
Das Licht als ich aus der Höhle trat war blendend, wie wenn man nach einem Kinobesuch ins Freie trat. Das Wetter erschien mir ein wenig besser als vorher, aber da konnte ich mich täuschen. Der Sonnenstand hingegen sagte klar, dass einige Zeit seit dem Betreten vergangen war. Ich folgte zwei anderen Schülern, Aldrik und June wie ich von der Herfahrt wusste, in die richtige Richtung. Sie schienen sich ebenfalls über die folgende Stunde Gedanken zu machen.

Ich betrachtete das Tattoo noch etwas genauer, als June mir die Möglichkeit dazu bot. Sie schien Musik zu mögen, und ich überlegte kurz, ob ich noch etwas dazu sagen sollte, ließ es dann aber bleiben. Die Unterrichtsstunde war jetzt ja auch vorbei, und so ergab sich auch nicht mehr wirklich die Gelegenheit dazu. Abgesehen davon, dass mir sowieso nichts wirklich Schlaues dazu einfiel.
Mir war von der Höhle immer noch so warm, dass ich darauf verzichtete, mir meine Jacke wieder anzuziehen, als wir nach draußen kamen, auch wenn es immer noch ziemlich frisch war. Durstig, wie ich war, stürzte ich mich regelrecht auf das Fass mit Wasser, das auf der Kutsche stand, dachte aber gerade noch an meine guten Manieren und reichte June den Becher, den ich mir eben befüllt hatte, weiter, ehe ich mir selbst einen weiteren mit Wasser füllte. "Ja, ziemlich", beantwortete ich ihre Frage und runzelte die Stirn. "Ich kann mir noch nicht wirklich vorstellen, was wir da lernen werden." As es schließlich losging, reichte ich June meine Hand, um ihr in die Kutsche zu helfen. Der Weg zurück kam mir kürzer vor als der Weg hin zum Nest, vielleicht, weil ich nicht mehr ganz so verschlafen war.

-> Schlosshof

Irgendetwas war heute anders. Ich war dankbar über die Wolken, die der Sonne ihre Kraft nahmen - die letzten Monate Training waren schwer genug gewesen, auch ohne die Abwesenheit meines Partners. Die Müdigkeit zerrte an mir, aber ich war nach dem kurzen Flug von heute Morgen auch zu wach, um mich jetzt hinzulegen. Außerdem herrschte eine Unruhe in meiner Brust, die ich mir nicht erklären konnte. Also suchte ich den einzigen Ort und den einzigen Drachen auf, den ich wirklich gerne um mich hatte, und glitt in einen sanften Sinkflug, sobald das Nest in Sicht war.
"Hallo, Kasha", brummte ich meiner Ziehmutter in meiner üblichen knappen Art zu und streckte die Flügel noch einmal aus, bevor ich sie anlegte und Kasha mit einem warmen Nasenstüber begrüßte.

Manch einer mochte sagen, dass die Wache am Nest langweilig wäre. Aber ich fand das nicht. Den während ich neben dem Eingang lag, konnte ich den Schlüpflingen auf der Wiese zusehen. Nach ihrem Frühstück, dem Schläfchen und den ganzen Schülern der zweiten Unterrichtsstunde, waren sie noch immer energiegeladen und verspielt. Gerade wurde Inazuma von Dunkelflug, Leaf und Acilino überwältigt. Sie wollten ihn scheinbar unbedingt im Kampf besiegen.
Doch ich sah auf, als ich Flügelschläge vernahm, nur um dann auch direkt den dunklen Drachen zu entdecken. Augenblicklich hellte sich mein Gemüt noch weiter auf. "Aurelius mein Kleiner. Schön dich zu sehen." Sanft erwiderte ich seinen Stupser, nur um den Kopf etwas nach hinten zu recken und ihn mir noch einmal richtig anzusehen. "Du bist wirklich groß geworden. Und hübsch! Zeig mal deine Fächer," forderte ich ihn liebevoll auf, damit ihr sehen konnte, wie gut die Wangenfächer ihm standen. Ja, da war einer meiner Schützlinge wahrlich erwachsen geworden und das wärmte mir das Herz einfach nur. Trotzdem, ein wenig bemuttern durfte ich ihn ja immer noch. Aurelius würde immer einer meiner Kleinen sein.
Und auch den Kleinsten war nicht entgangen, dass wir besuch hatten. Vor allem Eluna nicht, welche trotzdem die Nähe zu mir suchte, weswegen ich ihr mit dem Flügel einen kleinen Unterschlupf anbot, sodass sie darunter kriechen konnte. Sie würde noch etwas Zeit brauchen, bis sie mutiger werden würde. Und so lange konnte sie sich immer bei mir verstecken.

Ein Seitenblick galt noch den ganzen jungen Hüpfern, die auf der Wiese herumtobten, dann fing Kasha meine Aufmerksamkeit ein und ich schnaufte kurz warm, bevor ich den Hals reckte und die Wangenfächer präsentierte. Aber auch die Flügel breitete ich noch einmal aus, um sie ihr in der ganzen Pracht zu zeigen, genau wie den Sichelmond auf meiner Schulter.
"Kann sich sehen lassen", erwiderte ich nicht ohne einen Hauch Stolz in der Stimme. Ja, ich war ein wenig eitel, aber welcher Drache war das nicht? Ich war größer als meine Artgenossen und hatte eine etwas andere Schuppenzeichnung. "Wie machen sich die Knirpse?" Kasha und Ray waren die Einzigen, mit denen ich mehr als nur einen knappen Satz wechselte, und das fand ich ganz gut so - aber meine Ziehmutter wusste wahrscheinlich auch, dass mich eines der Eier im Nest ganz besonders interessierte.

Ja, Aurelius hatte sich wirklich gemacht. Aufrichtig bewundernd betrachtete ich die helle Zeichnung, die sich in der Dämmerung bestimmt gut machte. Damit würde er garantiert gut bei den jungen Weibchen ankommen.
Was sich ein wenig bestätigte, denn Eluna schaute doch ein wenig neugierig aus der Flügelhöhle.
"Pass mal auf, was die Damen sagen werden, wenn sie dich so sehen," schmunzelte ich, ehe ich den Kopf kurz zu Eluna hinab beugte. "Trau dich ruhig, Kleines." Das Tigerblau-Mädchen nieste ein wenig, ehe sie ein paar Schritte weiter raus setzte.
Dann hob ich den Kopf wieder. "Bisher machen sie sich slle sehr gut. Wir arbeiten an den kleinen Problemchen," Wie Eluna, die immer noch brauchte um aufzutauen, "aber es wird." Nun legte ich den Kopf schief und konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. "Nein, es hat sich noch nicht verhärtet. Aber lange kann es nicht mehr dauern. Wenn du möchtest, kannst du hinein gehen und es dir ansehen, aber sei Vorsichtig. Vier Eier haben wir aus den Nischen geholt. Sie werden heute übergeben." Ein wenig traurig zwar, weil das bedeutete, ich würde ihr Schlüpfen vermutlich verpassen, aber gleichzeitig freute es mich, dass sie die Chance auf ein wunderbares Band mit einem Menschen bekamen. Das war ja doch irgendwie schön.

Mit einem Gähnen streckte ich die Kiefer und klappte das Maul dann wieder zu, wobei ich - nach außen hin zwar neutral, aber doch durchaus neugierig - zu der kleinen Eluna herunterschielte. Sie wirkte fast schon, als würde ich ihr Angst einjagen, dabei war ich nun wirklich nicht furchteinflößend, wie ich fand. Aber gut, das war ihre Sache und ich mischte mich da nicht ein, auch wenn Kasha's Kommentar ein wenig so wirkte, als würde sie mich mit der kleinen Tigerblau verkuppeln wollen und ich darauf nur skeptisch schaute.
"Gerne", erwiderte ich auf ihren Wortschwall ein wenig einsilbig, aber das sollte sie von mir bereits kennen - immerhin waren wir nicht alleine - während ich mich erhob und an meiner Ziehmutter vorbei in das Nest ging. Allerdings auch nicht, ohne sie zuneigend kurz mit der geringelten Schwanzspitze an der Schulter zu streifen. Dass es dem Ei gut ging, erleichterte mich ungemein und ich war durchaus gespannt, wann es bei ihm soweit sein würde - aber ich war auch neugierig darauf, welche der Eier an die Schüler vergeben wurden.

Nach dem Essen waren die Kleinen allesamt eingeschlafen und so hatte ich sie in die Kuhle gelegt gehabt, die Kasha kurz zuvor mit ihre Krallen ausgehoben hatte. Währenddessen war ich wieder ins Innere des Drachennestes verschwunden, da ich noch nach den Eiern schauen musste. Natürlich hatte die überfürsorgliche Titanbrecherin mir heute schon gefühlte hundert mal gesagt, dass ich mich nicht überanstrengen sollte, da ich in der Nacht zuvor ja ein Ei gelegt hatte. Dennoch war ich in der Lage wenigstens bei den Eiern zu sein, auf diese aufzupassen und sie zu versetzen wenn es nötig war. Ausserdem durfte ich heute die wichtige Aufgabe übernehmen, vier Eier vom Nest zu verabschieden und sie ihren zukünftigen Lenkern zu übergeben. Ich wunderte mich, welche Schüler die Auserwählten waren, doch war ich mir sicher, dass diese bereit sein würden, sonst hätte Berry sie nicht ausgesucht. Da mir nur bekannt war, dass sie im Verlaufe des Nachmittag kommen würden, hatte ich die vier vorgesehenen Eier in ein separates Nest gesetzt und mich gleich daneben gelegt. Ich würde es nicht leugnen, dass mir heute alles etwas schwerer fiel, als sonst, da meine Energie deutlich schneller verbraucht wurde, als sonst. So lag ich in einer Art Halbschlaf, wobei ich mein Flügel über die Eier gebreitet hatte, sodass ich merken würde, falls jemand diese berühren wollte. Das die anderen Nestkinder draussen auf der Wiese wieder voller Energie umherrannten und spielen hörte ich auch vom Inneren des Nestes, was mich leicht zum Lächeln brachte. Zwar war Kasha sozusagen die Mutter jedes Schlüpflings hier, doch seit ich hier arbeiten und helfen durfte, fühlte ich mich wie die Tante oder grosse Schwester der Kleinen. Denn schlussendlich entstand auch eine gewisse Bindung zu den Eiern, auch wenn ich genau wusste, dass sie nicht meine Kinder waren und irgendwann einen Lenker haben würden oder sonst eine Aufgabe auf der Insel erhalten würden. So konnte ich nicht anders, als sie alle meine erweiterte Familie nennen zu können.
Während ich so döste, hatte ich das Gefühl Aurelius Stimme zu hören. Kashas Stimme war natürlich unverkennbar, doch bei der männlichen hatte ich eine kurze Zeit gebraucht, um diese wiederzuerkennen. Das war auch eine ganze Weile her, seit ich den kleinen Nachtglanz gesehen hatte. Wäre ich nicht in einem so schläfrigen Zustand gewesen, wäre ich aufgestanden, um ihn zu begrüssen, doch liess es mein momentan schwerer Körper nicht zu. In Gedanken schickte ich ihm dennoch ein Gruss und wartete weiterhin auf Berrys Erscheinen.

Wortkarg wie eh und jeh, aber anders kannte ich ihn nicht. Aurelius war eben schon immer ein wenig eigen, selbst für einen Nachtglanz. Aber bei ihm zählten Taten einfach mehr als Worte und so sah ich ihm nach, wie er in der Höhle verschwand, welche wir als Drachennest bezeichneten. Dort war es für ihn sicherlich auch angenehmer, denn dort war es ja immer etwas dunkler als hier draußen. Auch wenn es heute sehr wolkig war, wie ich mit einem Blick in den Himmel feststellte.
Nun wandte ich den Kopf wieder Eluna zu, die ganz aus ihrem Versteck gekommen war, nur um sich vor mich zu setzen und die Vorderklauen hoch zu strecken. Liebevoll brummend senkte ich ihr meinen Kopf hinab, ließ meine Schnauze betatzeln, während sie tatsächlich vor sich hin erzählte. Schlüpflinge hatten eben viel zu sagen, sobald sie richtig sprechen konnten, selbst wenn es Nonsens war. Und sie zu bestärken gehörte zu meinen Aufgaben. Genauso sehr wie die Eierpflege oder das Bewachen.
Also bespaßte ich dieses Junge, während mein Blick immer wieder den Weg entlang ging, um zu sehen, ob sich bald jemand nährte.

Kaum schlossen sich die Wände der Höhle um mich, entließ ich ein wohliges und leises Brummen. Nicht nur wegen der Wärme, sondern auch wegen des eher dämmrigen Lichtes, das das Tageslicht deutlich abschwächte und meinen Augen und Schuppen Erleichterung verschaffte. Ein paar mal blinzelte ich, dann konnte ich auch schon viel besser sehen als draußen und schielte kurz zu Schneetanz hinüber, die zu schlafen schien. Aber ich sagte nichts zu der viel kleineren Drachendame, wie gewohnt. Wir kannten uns kaum und ich war eben schweigsam, außerdem brauchte sie Ruhe, das wusste selbst ein Drache wie ich, der so oft außerhalb des Nestes unterwegs war. Also suchte ich mir lediglich vorsichtig einen Weg um die vorbereiteten Eier herum, suchte mit dem Blick das Halbdunkel nach der charakteristischen Schale meines Geschwisterchens ab und berührte es ganz vorsichtig mit der Schnauze, sobald ich es gefunden hatte. Es war weich, es war warm und ich brummte sanft, bevor ich mich vor dessen Nische hinsetzte und der Beschäftigung nachging, die ich gewöhnlich alleine unternahm oder wenn niemand hier war - ich beobachtete. Ich beobachtete die Schlüpflinge draußen, soweit ich sie erkennen konnte, ich beobachtete das Ei in seiner Nische und ich beobachtete Kasha, aber ich beobachtete auch Schneetanz aufmerksam wie immer. Wie ein stiller Aufpasser.

Als wir beim Drachennest ankamen, wurden wir sofort von ein paar der Schlüpflinge bestürmt, unter denen ich auch Inazuma erkannte und mit einem Lächeln begrüßte. Doch ich war zu neugierig, um lange bei den Drachen vor der Höhle zu bleiben, und so beeilte ich mich damit, Mr. Morgan nach drinnen zu folgen. Wir versammelten uns alle um Schneetanz, die ich ebenfalls bereits von der Fütterung kannte. Inzwischen war die Spannung beinahe mit Händen zu greifen, und als Mr. Morgan mit seiner Ansprache begann, bemühte ich mich, mir auch jedes Wort ja gut einzuprägen, denn es war deutlich, dass es sich um etwas Wichtiges handelte. Wobei ich mich gar nicht so sehr anstrengen musste dafür, denn nach Mr. Morgans erstem Satz schienen sich all meine Sinne ganz von selbst zu schärfen. Wir würden Dracheneier bekommen? Heute schon? Ich hatte mich auf eine wochen-, wenn nicht sogar monatelange Warterei eingestellt, damit hätte ich nie gerechnet. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ein ungewöhnlich breites Lächeln zeigte sich auf meinem Gesicht.
Als sich Mr. Morgan direkt an mich wandte, verblasste mein Lächeln jedoch ein wenig, und vor beschämt sah ich auf meine Füße. Ich hätte nicht gedacht, dass Mr. Morgan von der Situation mit Euan heute morgen wusste, und auch wenn ich froh war, dass es nicht zu der Prügelei gekommen war, konnte ich das wohl kaum meiner eigenen Besonnenheit zuschreiben, denn wenn wir nicht gestoppt worden wären, hätte ich mich ziemlich sicher mit Euan geprügelt. "Ich werde es Sie nicht bereuen lassen, mir diese Chance gegeben zu haben", versicherte ich aufrichtig. Mr. Morgans nächste Worte beruhigten mich auch wieder etwas, denn immerhin schien ich mich nicht nur daneben benommen zu haben. Ich erwiderte sein Lächeln und hielt instinktiv den Atem an, als er sich Schneetanz zuwandte, unter ihren Flügel griff und ein recht großes Ei hervorholte, über dessen orange Schale sich blaue Adern zogen, die mich an die Blitze eines Gewitters erinnerten. Jetzt ärgerte ich mich, dass ich noch keinen genaueren Blick ins Lexikon hatte werfen können, sodass ich das Ei jetzt nicht zuordnen konnte. Doch Mr. Morgan klärte mich zum Glück auf, ohne dass ich nachfragen musste.
"Ich werde es nicht vergessen", versprach ich und warf einen kurzen Blick zum Eingang, wo eben noch Eluna mit Kasha gespielt hatte. Die Vorstellung, dass mein Drache eine Schwester hatte, gefiel mir. "Vielen Dank, Mr. Morgan." Ich nahm sehr vorsichtig das Ei entgegen und starrte es für einen Moment einfach nur glücklich an, ehe ich mich schließlich mit etwas Verspätung den Truhen zuwandte. Es fiel mir schwer, den Blick von meinem Ei zu wenden, und ich trug es ganz behutsam und vorsichtig zu den Truhen hinüber, von denen ich mir die aussuchte, die sich ganz am linken Ende der Reihe befand.

Am Nest angekommen begrüßte ich Kasha freundlich Als wir an ihr vorbei gingen nur um dann sofort von den Schlüpflingen bestürmt zu werden. Das war irgendwo sehr niedlich weshalb ich leicht lächelte und zu sah wie Mr. Morgan einen davon auf seine Schulter setzte wo dieser sich, scheinbar sehr zufrieden, einrollte.
Drinnen lag eine weiße Drachendame welche sehr erschöpft wirkte und bei der unser Lehrer sich bedankte. Mit dem was als nächstes kam hätte ich allerdings nie gerechnet. Wir bekamen die ersten Eier. Das war mehr als ich erwartet hätte, denn zumindest ich konnte mich nicht erinnern irgendwie besonders aufgefallen zu sein. Ganz genau sog ich jedes Wort auf auch wenn sie für Aldrik gedacht waren. Sein Ei war wirklich schön und ohne das ich es bewusst tat, machte ich einen kleinen Schritt vor nachdem er es ubergeben bekommen hatte und die letzten Worte gewechselt worden waren. Erst im Nachhinein wurde mit klar was ich tat und ich wollte schon mit einem verlegenen Lächeln zurück treten.

Kaum merklich zuckte ich zusammen als ich angesprochen wurde, aber nickte leicht als es hieß das ich bleiben sollte. Scheinbar war ich der nächste der dran war. Ich stellte mich unserem Lehrer also gegenüber und hörte ihm ganz genau zu. Scheinbar war ich durch meine Fragen positiv aufgefallen. Es war aber auch wenn man so wollte mein Talent immer genau die mehr oder weniger richtigen Fragen zu stellen zum passenden Zeitpunkt, etwas worauf ich bisher sehr stolz war. Es wurden aber auch meine Zweifel an den Drachen erwähnt weshalb ich kurz verlegen lächelte und es unterdrückte mich am Kopf zu kratzen. ,,Ich bin froh die Zweifel abgelegt zu haben. Die Drachen sind einfach zu besonders als das ich noch weiter zweifeln könnte. Ich habe aber auch nicht vor etwas an meinem Wissensdurst zu ändern", meinte ich mit einem kleinen Lächeln.
Das Eibwas ich dann bekam war kleiner als das von Aldrik und von einem hellen blau. Aber egal wie groß oder klein es war ich barg es vorsichtig und wie den größten Schatz in meinen Händen und zog es schützend an meine Brust. Mein Drachenei...., ging es mir fasziniert durch den Kopf. Schon jetzt wusste ich das ich nicht zu lassen würde das diesem etwas geschah.
Aufmerksam hörte ich dann der Erklärung zu dem Ei zu und die Erwähnung der Fähigkeit die der Yuan-Lung hatte machte mich sehr neugierig. Sobald ich wieder auf meinem Zimmer war würde ich das, nachdem das ei versorgt war, sofort nachlesen worum es sich handelte. ,,Das werde ich nicht lassen. Egal was andere sagen er oder sie ist mein Drache und da werde ich mir nichts schlechtes zu einreden lassen", sagte ich ruhig aber auch ernst bevor ich das ei sicher in meinen Armen langsam zu Aldrik rüber ging.

Kasha war schon zu erkennen, bevor wir überhaupt den Höhleneingang erreicht hatten. Ich hatte weiterhin gehörig Respekt vor ihr, aber etwas anderes wäre wohl sonst auch ein wenig ungesund gewesen. Ich erkannte, dass Kasha nicht alleine war, denn ein kleiner Drache war auch bei ihr. Wenn ich richtig lag, dann einer der Schlüpflinge, von denen ich heute im Unterricht allerdings kaum etwas mitbekommen hatte. Um Kasha herum machten wir schließlich einen Bogen, wobei ich allerdings vermutete, dass es etwas mit dem Schlüpfling zu tun hatte. Vermutlich weil wir Fremde waren, war es besser so. Doch anscheinend galt das nicht für alle Schlüpflinge, denn zwei von ihnen kamen auf uns zu, oder eher auf Berry. Im ersten Moment erinnerten sie mich eigentlich an Kinder, zumindest vom Verhalten her. Aber selbst mit denen war ich schon überfordert genug und ich war eigentlich recht froh, als wir dann auch weiter in die Höhle gingen, in welcher mein Blick sofort auf den weißen Drachen fiel, welcher aufgrund der hellen Schuppenfarbe in der dunklen Höhle ja kaum zu übersehen war.
Allzu lange konnte ich mich auf den Drachen allerdings nicht konzentrieren, denn da offenbarte uns Herr Morgan auch schon, was es mit unserem Ausflug hierher auf sich hatte. Und ganz ehrlich... Ich dachte, ich hörte nicht richtig! Ich gehörte sowieso schon zu der Sorte, die kaum etwas zu sagen hatte, aber selbst wenn ich jetzt gewollt hätte, wäre mir sicherlich nichts eingefallen, denn diese Ankündigung traf mich vollkommen kalt. Ich hätte nämlich wirklich nicht damit gerechnet, dass wir schon so früh, ein Drachenei bekommen würde, denn es hatte sich bisher eher so angehört, als ob es noch eine ganze Weile dauern würde, bis man uns dafür richtig beurteilen könnte. Und wenn ich so darüber nachdachte, war ich bisher in keinster Weise herausgestochen oder aufgefallen, als dass es eine Rechtfertigung dafür geben könnte. Die Gedanken, die ich bisher zurückgehalten hatte, waren nun dabei, Achterbahn in meinem Kopf zu fahren und ich bekam von dem, was gerade um mich herum geschah, kaum etwas mit. Erst als ich plötzlich merkte, dass auch nicht mehr Nikolai neben mir stand, fiel mir auf, dass er und auch der andere Schüler, ich glaube, Herr Morgan hatte ihn Aldrik genannt, bereits jeweils ein Ei in der Hand hatten und etwas abseits standen. Jetzt waren also nur noch Eddie und ich übrig. Unsicher schluckte ich.

Ich zuckte beinahe schon ein wenig zusammen, als ich meinen Namen hörte und sah dann zu Herrn Morgan. Ich mochte den direkten Blickkontakt eigentlich nicht, aber es wäre wohl sehr unhöflich und unverschämt gewesen, wenn ich woanders hingesehen hätte. Ich hatte am Rande ein wenig mitbekommen, dass er vorhin einige Worte an die anderen beiden gerichtet hatte, doch, was er zu mir sagte, damit hätte ich sicherlich nicht gerechnet. Ich war sogar überrascht, dass ihm überhaupt etwas Positives zu mir einfiel, denn ich selbst war mir in keinster Weise darüber im Klaren gewesen, dass ich bisher überhaupt etwas Großartiges gemacht hätte, was hätte auffallen können. Zwar erinnerte ich mich an diese Situationen, aber ich hatte keine davon als Besonders eingestuft. Ich hatte mir eigentlich nur gedacht, dass es etwas wäre, was wohl die meisten auch getan hätten. "Danke... Für diese Worte...", war schließlich das beste, was mir dann einfiel, was man darauf sagen könnte. Womöglich klang ich dabei ein wenig zu versteift und auch förmlich, aber ich war mir nicht so recht sicher, wie man am besten darauf reagierte. Noch konnte ich auch nicht sagen, wie genau ich diese Worte einschätzen sollte, aber es war sicherlich nichts, was ich einfach so unter den Teppich kehren könnte. Ich würde wohl noch etwas darüber nachdenken und mir das eben Gesagte durch den Kopf gehen lassen.
Schließlich aber kam Herr Morgan mit einem Ei zu mir, welches er mir dann auch mit einer Erklärung in die Hand drückte. Ein Stachelsplitter also. Von diesem Drachen hatte ich bereits im Lexikon gelesen, als ich es mir durchgesehen hatte. Ich hatte nicht mehr alle Infos im Kopf, aber einiges davon. Vorsichtig hielt ich das Ei. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Ich fühlte mich absolut nicht bereit dazu, aber etwas in mir, wollte diese Erfahrung machen. "Ich werde mir Mühe geben", meinte ich dann mit gewohnt monotoner Stimme, aber wenn man genau hinsah, konnte man wohl einen kleinen Funken Vorfreude in meinen verschiedenfarbigen Augen erkennen. Ich sagte nicht viel, aber wenn, dann war es gut überlegt und meist nicht einfach dahingesagt. Damit ging ich dann zu den anderen beiden hinüber.

Kein Drache, der geschlüpft war. Aber Dracheneier. Ich war davon so erstaunt, dass ich gar nicht sagen konnte, wie ich mich fühlte. Schon beim Hineingehen war ich mega gespannt gewesen, immerhin würde ja jemand auf uns warten. Dass es Eier waren wurde mir erst so richtig bewusst, als unser Lehrer das orange Ei hervor geholt hatte. Wie groß es wirkte! Ich sah dem Ademia nach, während der Canicula erwähnt und gelobt wurde. Dann folgte der Chroniumschüler, der, wie in der Ansprache schon erwähnt, auch nicht viel dazu sagte. Als er ging, mit einem irgendwie dreieckigen Ei, wurde mir bewusst, dass ich nun alleine hier stand. Und ich war mir sicher, dass ich bisher gar nichts geleistet hatte. Außer beim Füttern zu versagen und Angst zu haben, gefressen zu werden. Das konnten wirklich keine positiven Verdienste sein, weswegen ich mich echt fragte, was ich hier zu suchen hatte. Es musste ein Fehler sein. Gleich würde unser Lehrer sagen, dass er sich geirrt hatte! Dass ich gar nicht bereit sein konnte, ein Drachenei zu bekommen und ich einem anderen Schüler aus Permicos Bescheid geben sollte, dass sein oder ihr Ei hier wartete. Alleine schon bei dem Gedanken wurde mir schlecht und am liebsten wäre ich einfach hinaus gerannt, nur um nicht hören zu müssen, was gleich einfach kommen musste.

Und schon bald hob ich wieder den Kopf leicht an, als es draußen noch einmal laut wurde. Die Schlüpflinge waren kaum zu überhören in ihrer Begeisterung, aber auch Berry's Stimme erkannte ich sofort und beobachtete schweigend, wie er fünf junge Menschen hereinführte. Ich rührte mich nicht, musterte aus dem Halbdunkel, das meine Gestalt effektiv verbarg, lediglich die kleinen Menschen und schnaubte kaum merklich, als Berry ihnen einem nach dem anderen ein Ei überreichte. Schon fast wie von selbst glitt mein Blick zu dem Ei, neben dem ich lag, nur damit ich dann wieder zu der Gruppe Menschen hinübersehen konnte.
"Ich hoffe doch, du hast nicht vor, meinen Verwandten auch an einen unerfahrenen Schüler zu geben", brach ich mein bisheriges Schweigen tonlos knurrend, nachdem der vierte einen Partner bekommen hatte und zog damit vermutlich die Aufmerksamkeit auf mich, aber das war mir gerade egal. Ich hatte etwas dagegen, wenn er dieses Ei auch noch an so einen Knirps vergab, der bis vor ein paar Tagen noch nie einen Drachen gesehen hatte - jedenfalls genug, um entgegen meines normalen Verhaltens tatsächlich in Gegenwart von Fremden freiwillig zu sprechen.