Die Sonne schien und es war ein eindeutig angenehmer Tag. Ein guter Grund, weswegen die Drachenjungen draußen waren.
Ich selbst lag vor dem Höhleneingang, wobei wir die Decken zur Seite geschoben hatten, um frische Luft hinein zu lassen. Man müsste über meinen Rücken hinweg klettern, um ins Innere zu gelangen. Für Rhena kein Problem, sie war ja so klein. Gerade lag sie auf meinem Rücken, womit ich kein Problem hatte, und machte dort eine Pause. Die letzten Tage waren für sie anstrengend gewesen, immerhin fiel Schneetanz aus. Diese lag an meiner Seite, ich spürte die Wärme des fast weißen Eisflüglers. ihre Flanken waren dick, fast schon aufgebläht, was nicht verwunderlich war. Heute oder morgen ist es so weit...
Auch Schneetanz war klein, wenn auch großer als ein kleiner Grasling, und stach mit ihrer hellen Färbung auch deutlich heraus. Sanft legte ich einen Flügel um sie, woraufhin sie sich tatsächlich etwas entspannt ausstreckte. Zwar wurde ihr dicker Bauch dadurch noch deutlicher, aber es wusste ja eh jeder Bescheid. Deswegen war ja auch er hier.
Ich hob den Kopf ein wenig an und sah zu dem Felsvorsprung, auf welchem der rote Drache lag und sich von der Sonne wärmen ließ. Siegfrieds massiger Kopf lag direkt auf dem Felsen, aber er hatte ein Auge auf die Schlüpflinge, die in der Nähe herumtollten. Brian und Fafnir hatten angeordnet, dass er heute hier bleiben sollte, was dem Glutschweif nicht gänzlich gefiel. Zwar hatte er so die Gelegenheit auf seine Gefährtin acht zu geben und zu schauen, wann sie ihre Eier legte, andererseits hatte ich ihn zum Schlüpflingshüten eingeteilt. Das passte ihm eindeutig nicht.
Was besagte Jungen betraf, so hatten sie eine Wiese, auf welcher sie spielen konnten. Decken und Spielzeuge waren dort verteilt, welche fleißig genutzt wurden. Nun, bis auf von zwei Übeltätern. Clay lag in einer extra für ihn angelegten Schlammgrube und von Acilino fehlte jede Spur. Wenn er heute Abend nicht zurück war, würde ich wohl Rhena bitten müssen, ihn zu suchen.
Aber noch war es ein paar Stunden bis zur Dämmerung und so gab es noch keinen Grund, sich Sorgen zu machen.

-> nähert sich mit anderen Schülern vom zentralen Weg

Vom Hügel aus konnte man den Fuß des Berges sehen auf den wir uns zubewegt hatten. Dort auf einem Vorsprung lungerte ein massiger roter Drache. Ich glaubte, dass es ein anderer als der Gigant war, den wir heute vormittags hatten fliegen sehen. Aber sicher war ich mir nicht. Das mit den Drachen... Egal. Auf der Wiesen zwischen uns stoben einige bunte Farbflecken umher. Mehr Baby-Drachen! Aber wir sollten doch Eier kriegen? Sie balgten sich, flatterten mit den Flügeln oder zerrten an herumlegenden Dingen.

Dann lenkte eine Bewegung im Hintergrund meinen Blick wieder zum Berghang. Ich machte einen Satz nach vorne und holte tief Luft, um einen Warnschrei auszustoßen bevor die kleinen Drachen von dem Erdrutsch verschluckt wurde. Doch dann erstarrte ich verdattert als mit klar wurde, dass der vermeintliche Erdhaufen, welcher nun in Bewegung geraten war, ein weiterer sehr, sehr großer Drache war. "Was zum-", stammelte ich. Die vorherige Unterhaltung war völlig vergessen. "Ich träume. Es ist wirklich ein verdammtes Drachennest!", stieg ich dann begleitet von eine ungläubigen Lachen hervor. "Ich meine - Ihr seht das doch auch oder?", fragte ich verlegen. Währenddessen lockerte ich meine Schultern, um den albernen Hopser zu kaschieren, den ich gerade vollführt hatte.
Was hätte ich denn tun sollen? Erreicht hätte ich die spielenden Drachenkinder eh nicht. Nun war es mir peinlich.

Es war nicht schwer zu merken, dass Euan auf seine Talente stolz war, aufmerksam hörte ich zu und wenn ich ehrlich war, dann Sand ich es wirklich cool, dass er bereits so viel herum gekommen war. Aiden wollte interessiert wissen, was für ein Kampfsport es sei und stellte auch eine Vermutung an, was mich auch sehr interessierte. Euans Worte zu mir klangen etwas harsch, aber er hatte recht. Es lang hinter mir, nein, hinter uns. Und nun war es an der Zeit, nach vorn zu sehen und weiter zu gehen.

Auf dem Vorsprung war ein großer, roter Drache zu sehen und ich sah mich aufmerksam um, ließ das alles auf mich wirken. Das hier zeigte mir einmal mehr, dass ich bei weitem noch nicht alles gesehen hatte, was man auf dieser Welt sehen konnte. Es fühlte sich gerade wieder an, als würde ich träumen. Damit waren für diesen Moment alle Gesprächsthemen fort, denn gerade war wohl niemand fähig, sich auf etwas anderes als die Drachen zu konzentrieren. Ich konnte die Babydrachen sehen, die zu spielen schienen und umher huschten.

Doch was mir erneut den Atem verschlug war der riesige Drache (Kasha), der vor dem Eingang zur Höhle, zum Nest, lag. Sie wirkte riesig, die Schuppen braun, in Richtung Schokolade und für einen Moment vergaß ich wirklich, meinen Mund zuzumachen. Daniels Reaktion riss mich aus meiner Starre und ich musste leicht Grinsen, wenigstens war ich nicht der einzige, der das hier kaum glauben konnte. "Keine Sorge, wir sehen das auch", bestätigte ich kurz darauf "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, das hier ist atemberaubend."

"Nope, das nicht, sondern Jeet Kune Do und auch Karate. Mein Vater-", antwortete ich Aiden und wollte gerade zu einer etwas ausführlicheren Erläuterung ansetzen, aber beim Blick zum Drachennest hin, verliefen sich meine Worte ins Unbestimmte. Selbst dass Aiden etwas auf Französisch sagte, bekam ich nicht so recht mit, aber verstanden hätte ich es sowieso nicht. Drachennest war durchaus ein passender Name. Als erstes konnte ich einen weiteren riesigen roten Drachen erkennen, welcher aufgrund seiner Färbung ziemlich auffallend in dieser Gegend hier war. Ich glaubte allerdings nicht, dass es derselbe wie vom Hafen war. Ich suchte auch nach einem Eingang, den es schien als wäre dieser Berg von Höhlen durchzogen, aber der Eingang war wohl von etwas versperrt. Dieses Etwas erweiste sich schließlich als ein Drache, wie ich auf den zweiten Blick feststellen konnte. "Das sind ja wirklich Ungetüme", entkam es mir unbedacht in Japanisch, aber mit einem beeindruckten Unterton in der Stimme. Die waren nämlich wirklich riesig, dieser braune Drache und der Rote auch! Jetzt erst entdeckte ich die Babydrachen, die auf einer Wiese herumtollten. Das waren einige und alle in den unterschiedlichsten Farben! "Jap, das ist der Wahnsinn", antwortete ich Daniel auf seine Frage hin und wandte meinen Kopf minimal zur Seite, um den schlafenden Drachen auf meinem Arm mal zu wecken. "Hey, Acilino. Wir sind da."

-> Schlossweg


Nachdenklich kramte ich in meinem Kopf, aber tatsächlich konnte ich nicht sagen, was Jeet Kune Do für eine Kampfsportart war. Aber ich kam nicht dazu, nachzuhaken, denn das, was sich uns bot, war wahrlich erstaunlich. Am Auffälligsten war der rote Drache, aus dessen Nüstern dunkler Rauch quoll. Er sah ganz anders aus als der vom Hafen, denn ihm fehlte der weiße Bauch und die braunen Streifen. Und er war etwas kleiner, aber nicht weniger kräftig. Schwarzes Eisen hing um seinen Hals und das wirkte überaus eindrucksvoll. Das Ding musste schwer sein.

Doch noch größer war der braune Drache. Er war schwerer zu sehen, weil er farblich gut in die Umgebung passte. Narben überzogen die Schuppenhaut, was das ganze Wesen kämpferisch aussehen ließ.
"Ich glaube nicht, dass sie die Bezeichnung mögen würden..." meinte ich halblaut zu Euan in japanisch, in der Annahme, dass diese Drachen ebenso eher englisch sprechen würden. Das schien hier immerhin die Hauptsprache zu sein.
Insgeheim stimmte ich den anderen zu, der Anblick war wirklich erstaunlich. Wenn die meisten Drachen so riesig wurden, war es echt ein Wunder, dass wir sonst noch keinem begegnet waren. Die waren immerhin kaum zu übersehen.
Erst die Worte an Acilino brachten mich dazu den Blick von dem braunen Drachen abzuwenden. Der Babydrache blinzelte und gähnte, scheinbar hatte er wirklich fest geschlafen. Der musste ja echt Vertrauen gefasst haben. "Ich kann verstehen, warum die Kleinen hier sind." Bei solchen Wächtern war ich froh, eine so helle Haut zu haben. Ansonsten wäre ich wohl wirklich bleich geworden, bei den wilden Kreaturen. Mit denen konnte wohl keiner rechnen.

Die anderen waren auch baff. Wir alle glotzten erstmal verstört und standen da wie vom Donner gerührt. Gespräche über Länder, Internate, Kampfsport und Sprachen waren angesichts mehrerer hundert Tonnen geflügelter Monster vergessen. Was fressen die bloß alle?, schoss es mir durch den Kopf. Euan und Aiden sagten etwas in einer fremden Sprache. Wahrscheinlich fluchten sie auch. Immerhin war ich nicht als einziger überrascht oder verrückt geworden.
Dankbar lächelte ich kurz Joyce zu, der als erster versucht hatte mich zu beruhigen. "Ich hatte nicht gedacht, dass sie so groß und so viele sind. Drachen existieren doch gar nicht. Da sollten sie doch zumindest selten sein, oder?", meinte ich weiterhin aufgeregt. Das mit der Größe gefiel mir nicht. Sahara war immerhin ein normales, wenn auch großes, Tier gewesen. Der Gigant am Himmel hatte mir vorhin einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Aber die hier? Da fühlte ich mich spontan unwohl. Besonders die stechenden Augen des roten Riesen verursachen in mir das Gefühl Beute zu sein. Davon versuchte ich mir aber nichts anmerken zu lassen und nahm die Schultern zurück.
"Der Schutz wirkt auf jeden Fall beeindruckend", pflichtete ich Aiden bei.

Euan begann unterdessen seinen Passagier zu wecken. Bis jetzt hatte der kleine Sturmgleiter friedlich geschlafen als könnte ihn nichts auf der Welt stören. Kurz blinzelte und gähnte er, ehe er sich theatralisch herumwälzte und den Kopf an Euans Brust versteckte. "Ich bin... so müüüde!", murmelte Acilino übertrieben schläfrig. Was zum- Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen und blickte nochmal in Richtung des Nests. Erst wollte er getragen werden und jetzt war ich mir ziemlich sicher, dass er schauspielerte.
Ich überlegte einen Moment. "Ach, wenn uns nur jemand, der sich hier auskennt, das Drachennest zeigen könnte", versuchte ich den Baby-Drache aus der Reserve zu locken.

Jemand nährte sich uns, weswegen ich den Kopf hob und zum Weg sah, der zu uns führte. Und tatsächlich tauchten einige Gestalten auf der Hügelkuppe auf, die mir jedoch unbekannt waren. Vier männliche Menschen. Und... Acilino. Natürlich.
Auch Siegfried hatte sie entdeckt, denn sein Blick lag eindeutig auf ihnen, obwohl er liegen blieb. Als Patrouillendrache hatte er unglaublich scharfe Augen, wahrscheinlich hatte er von uns allen als Erster bemerkt, dass Jemand kam. Auch ich erhob mich kein bisschen, aber das lag viel eher daran, dass ich ansonsten den Eingang freigeben müsste. "Oh, Besucher. Ihr müsst zu den neuen Schülern gehören, oder?" Wir Drachen hatten laute Stimmen, daher wusste ich, dass sie uns hörten. Aber das war ja auch nicht so ungewöhnlich, immerhin waren wir größer als Menschen und mussten einander auch beim Fliegen hören können.
Einladend hob ich meinen zu ihnen gewandten Flügel, wodurch zwar Schneetanz zu sehen war, aber diese störte das nicht gerade. "Kommt doch näher. Nur weil wir groß sind, heißt das nicht, dass euch etwas geschehen wird." Es wäre schade, wenn sie sich dadurch beeinflussen ließen. Keiner von uns war aggressiv oder übermäßig schlecht gelaunt. Siegfried konnte man ignorieren, denn der tat nichts, solange man sich benahm. Genauso wie ich auch. Und ich selbst wollte unbedingt die Neulinge kennen lernen. Immerhin sollten sie doch ein paar der Eier bekommen, da wollte ich natürlich auch wissen, ob sie in gute Hände kommen würden.

Nun, ich konnte nur Vermutungen anstellen, in welche Sprache die beiden wechselten, es hörte sich an wie Japanisch, denn Chinesisch beherrschte ich fließend. Das wäre die andere Vermutung gewesen. Ein wenig störte es mich schon, denn ich verstand nicht, was sie sagten und konnte mich auch nicht wirklich dazu äußern, auch wenn ich vermuten konnte, um was es ging. Aiden und Euan waren mindestens so erstaunt wie ich, denn die Ausführungen von letzterem waren verlaufen, sobald wir das Drachennest hatten sehen können.

Ich grinste kurz Daniel an, als dieser mir zulächelte, ehe ich ihm zuhörte. "Naja, genau genommen sind doch Drachen immer noch selten. Bis vor einer Weile haben wir doch nicht einmal gewusst, dass es Drachen gibt und außerdem haben wir sie nirgendwo gesehen, außer hier", teilte ich meine Überlegungen mit ihm. Ich war allerdings ein wenig erleichtert, als Aiden wieder zu Englisch wechselte. "Das auf jeden Fall", pflichtete ich den anderen bei.

Daniels Aktion ließ mich Grinsen, denn Acilino wirkte zu schläfrig und ich konnte mir auch gut vorstellen, dass er schauspielerte. "Natürlich kann ich euch das Nest zeigen!", erwiderte er sofort und hob ruckartig den Kopf an, was wohl die Theorie bestätigte, dass er nicht ganz soooo müde zu sein schien, wie er vorgegeben hatte.

Etwas unsicher sah ich zu dem riesigen Drache, welche vor dem Eingang lag und sich mittlerweile etwas erhoben hatte, ehe wir bereits angesprochen wurden. Komm schon, Joy. Du hast dir ganz am Anfang schon halbwegs in die Hose gemacht und dich nicht zu dem Drachen getraut. Jetzt beweg dich, du wirst ja nicht gleich getroffen. Bemüht locker setzte ich mich dann in Bewegung, um näher an den riesigen Drachen heran zu treten und die Hand zum Gruß zu heben. Aus der Nähe musste ich den Kopf in den Nacken legen, um sie richtig anzusehen. "Hallöchen auch, wir sind von den neuen Schülern. Mr. Morgan hat uns beauftragt, den Kleinen zurück zu bringen", antwortete ich bereits und deutete auf den kleinen Acilino auf Euans Schultern, "Oh, und ich bin übrigens Joyce." Leicht kratzte ich mich am Kopf, wann war ich das letzte Mal so unsicher gewesen? "Sehen wir von da oben eigentlich so klein wie Fliegen für euch aus?", fragte ich unvermittelt, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Allerdings bemerkte ich erst nach dem Aussprechen, wie dumm die Frage klang, mein Mund war mal wieder schneller gewesen als mein Hirn. "Sorry, dumme Frage", schon ich schnell hinterher.

"Ich meinte es ja nicht im negativen Sinne", verteidigte ich mich zuerst etwas, als Aiden mich darauf hinwies, dass die Drachen meine für sie gewählte Bezeichnung nicht gefallen könnte. Doch hatte ich selbstverständlich nicht an sowas gedacht. "Aber na ja, vielleicht hast du ja Recht", gab ich dann tatsächlich nach und war mal wieder recht erstaunt, wie gut Aiden die japanische Sprache beherrschte. Dass es bei den anderen eventuell negativ aufstoßen könnte, dass Aiden und ich uns in einer anderen Sprache unterhielten, die sie womöglich selbst nicht verstanden, daran dachte ich ebenso wenig. Meine Versuche, Acilino zu wecken, hatten nicht ganz den Effekt, den ich mir erwünscht hatte. Verschlafen drückte der kleine Drache seinen Kopf an meine Brust und jammerte, dass er noch müde sei. Daniel aber schien darauf schon eine Lösung parat zu haben, auf welche Acilino dann auch schon ansprang. Ein Grinsen konnte ich mir dabei nicht verkneifen. "Soll ich dann runterlassen?", fragte ich Acilino und sah zu dem Drachen hinunter. Ich hob meinen Blick wieder etwas, als eine laute Stimme zu uns herüberdrang, die offensichtlich zu dem braunen Drachen gehörte, wie ich dann festgestellt hatte. Aber lange ließ ich mich nicht lumpen, als der Drache meinte, dass wir näher kommen sollten, weswegen ich Joyce sogleich folgte. Dieser erklärte auch den Grund für unser Kommen und ich tat es ihm gleich, als er sich vorstellte. "Ich bin Euan."

Natürlich. Es war ja überhaupt fraglich, ob die Drachen auch andere Sprachen als Englisch beherrschten, aber trotzdem war es besser, sie nicht als Ungetüme zu bezeichnen. Acilino jedenfalls schien kein Japanisch zu können, das war gut. Der hätte sich sonst sicherlich echauffiert, so wie er bisher drauf war. "Auch wenn es hieß, dass die Drachen alle friedlich sind, haben sie sicherlich auch ihre Geduldsgrenzen. Die will ich nicht unbedingt austesten."
Daniel und Joyce debattierten derweil darüber, dass es Drachen ja nicht geben dürfte, oder besser gesagt, dass sie selten sein sollten. Aber wer sagte das? Das hier war nur eine Insel, deren Ausmaße wir nicht einmal kannten. Und wenn man die Babydrachen weg ließ, konnte man die Exemplare an einer Hand abzählen.

Acilino schien die Aufmerksamkeit ja regelrecht zu lieben, so wie er schauspielerte, aber ich mischte mich da nicht weiter ein. Drei waren genug.
Zumal der braune Drache den Kopf hob und zu uns sprach. Die Stimme war laut, tief und doch irgendwie sanft. Das war seltsam. Das klingt ja wie ein Weibchen...
Als unsere Gruppe näher heran ging, dachte ich darüber nach. Sicher, es musste ja auch bei Drachen zwei Geschlechter geben, aber die zu erkennen schien mir nicht sonderlich offensichtlich zu sein. Bei Echsen oder Vögeln konnte man das ja auch nur schwer, wenn es keine besonderen Unterschiede gab. Aber an die Stimme hatte ich tatsächlich nicht gedacht.
Doch noch während ich darüber nachdachte, haute Joyce eine Frage raus, die vielleicht nicht gerade die passendste war. ich hatte zumindest nicht den Eindruck, dass man Drachen fragen sollte, ob man aussah wie eine Fliege. Wenigstens schien er das selbst bemerkt zu haben.
Es waren nicht nur zwei große Drachen anwesend, auch wenn diese wohl die meiste Aufmerksamkeit auf sich zogen. Neben dem Braunen lag noch ein halb so großer Weißer mit erstaunlich schlanken Beinen und einem schmalen Kopf. Irgendwie war die Statur dieses Drachen ein richtiger Kontrast zu den anderen.
"Aiden McNamara," stellte ich mich der Höflichkeit halber dann auch vor.

Joys Antworten zur Seltenheit von Drachen waren interessant, wurden aber von Acilinos Reaktion unterbrochen. Der Kopf des kleinen Drachen schnellte nach oben. Alle vorgetäuschte Schläfrigkeit war vergessen. "Ja, hier entlang!", verkündete er großspurig und prahlte gleich weiter: "Ich kenne mich hier aus." Dabei sprang der Sturmgleiter aus Euans Armen und begann den sehr offensichtlichen Weg entlang zu hüpfen. Er ist wirklich nur noch ein Kind..., stellte ich fest, während ich begann ihm zu folgen.

Die lagernden Drachen zeigten nun, dass die uns gesehen hatten. Verdammt groß! Einer offenbare unter seinem Flügel einen weiteren schneeweißen Drachen. Dann sprach der braune Gigant uns an und erkannte uns auch als Schüler aus dem Schloss. Offensichtlich war man hier gut informiert. Sie, der Stimme nach zu schließen war es eine sie, lud uns ein näher zu treten. Die anderen stellten sich vor und Joy rutschte auch gleich eine Frage raus, die ihm peinlich erschien. Mir kam es nicht schon berechtigt vor. Auch ich versuchte es mit der Vorstellung in dringend angeratener Höflichkeit: "Ich bin Mr. Royce. Wie gesagt haben wir den Auftrag Acilino zurückzubringen. Ist einer von Ihnen Kasha?"
Ich kam mir unnatürlich in meiner Wortwahl vor, aber diese Riesen machten mich nervös. Da klang ich lieber gestelzt. Es machte mir nicht direkt Angst, aber der natürliche Fluchtinstinkt war doch zu spüren.

Menschen waren wirklich amüsant und wie Schneetanz sich den Flügel vor die Schnauze hielt ließ vermuten, dass auch sie sich das Lachen verkneifen musste.
Nun, wo die Vier näher gekommen waren, neigte ich den Kopf zu ihnen hinab. Acilino war bereits dabei, wieder herumzuwuseln und sich den anderen Schlüpflingen anzuschließen, was ich begrüßte. Auf meinem Rücken regte sich Rhena, wie ich deutlich spüren konnte, ehe sie sich erhob und mit ein paar raschen Flügelschlägen zu den jungen Drachen flatterte. Ich konnte hören, wie sie leise mit Acilino schimpfte, ohne und jedoch sonderlich zu unterbrechen.
Die Schüler stellten sich sogar vor, was ich nur begrüßen konnte, und stellten sogar Fragen.
"Ich bin Kasha," stellte ich mich vor und schüttelte dabei den Flügel aus, um ihn wieder ordentlich einzufalten. "Die Nestwächterin von Cuna de la Vida." Schneetanz selbst legte nun die Vorderbeine übereinander und rückte ihren Körper bequemer hin, sodass sie nun bequem aufrecht lag und ebenfalls die Menschen musterte. "Mein Name ist Schneetanz, sehr erfreut. Und das dahinten ist mein Gefährte Siegfried." Mit der schlanken Schnauze wies sie kurz auf den roten Glutschweif, welcher nun provokativ gähnte, ehe er sich erhob und vom Abhang sprang. Rauch quoll aus seinen Nüstern, aber das war typisch für Feuerspucker.
"Nun, ihr Menschen seid wirklich klein, aber Fliegen sind noch viel kleiner als ihr. Daher kann ich nicht sagen, dass ihr wie Fliegen ausseht." Es war eine ungewöhnliche Frage gewesen, aber kein Grund, sie nicht zu beantworten. Trotzdem musste ich etwas schmunzeln. "Aber ich danke euch dafür, dass ihr Acilino zurück gebracht habt. Er fliegt oft zum Schloss und meistens muss ich Rhena losschicken, um ihn zu holen." Dankbar blinzelte ich die Schüler an und neigte den Kopf noch einmal tiefer, bis fast zum Boden. "Wäre es nicht schon so spät, hätte ich euch zum Tee eingeladen. Kommt doch dafür einmal an einen anderen Tag vorbei, es würde mich freuen." Und bei einer Teerunde würden sicherlich ein paar Stunden vergehen. Ich wollte die Schüler nicht im Dunklen nach Hause schicken müssen.
"Morgen beginnt bereits der Unterricht. Freut ihr euch schon darauf?" fragte Schneetanz nun, was durchaus als Einwand galt, dass sie nicht Vormittags kommen konnten. Nun, das war vermutlich kein Problem, wenn man Bescheid wusste.

Ich sagte nichts dazu, dass sich Aiden und Euan in einer anderen Sprache unterhalten hatten, auch wenn ich ganz froh war, dass sie nun wieder in das Englische übergegangen waren. Euan war mir sogleich gefolgt, und ich musste zugeben, dass ich die Geduldsgrenzen von Drachen weder auf die harte Tour lernen, noch auf irgendeine Weise austesten wollte. Auch Aiden trat nach Euans Vorstellung heran und stellte sich selbst knapp vor, wie auch Daniel.

Kurz darauf stellte sich der große, braune Drache als eine Sie vor, nannte sich Kasha, während Acilino sich nun auch, voller Freude, die Müdigkeit war offenbar wie weg geblasen, zu den anderen begab. Staunend beobachtete ich, wie Kasha einen Flügel auszuschütteln schien, und sich wenig später ein weiterer Drache auf ihrem Rücken regte, der sich Acilino annahm und schon bald ebenfalls vorstellte. "Es freut mich sehr, euch kennenzulernen. Also, wenn duzen in Ordnung ist", entgegnete ich halbwegs höflich, "sorry... Mein Mund ist leider schneller als mein Kopf. Ich hoffe, ich bin nicht zu unhöflich." Vielleicht sollte ich erstmal nachdenken und dann reden, aber oftmals war mein Mund einfach schneller.

Trotz meiner dummen Frage beantwortete Kasha freundlich meine Frage, was mich etwas peinlich berührt Nicken ließ. Schnell schob ich ein Danke hinterher. Wenig später bedankte sie sich dafür, dass wir Acilino zurück gebracht hatten, und ich rieb mir grinsend den Hinterkopf. "Haben wir gerne gemacht! Es war wirklich eine coole Chance, mehr Drachen kennenzulernen", antwortete ich, ohne eine Sekunde nachzudenken. Bis ich wirklich aufhören würde, an meinem Verstand zu zweifeln, würde es sicherlich noch ein oder zwei Tage dauern. "Die Einladung nehme ich gerne an! Darf ich dann auch meine Schwester mitbringen?", fragte ich nach, da ich mir sicher war, dass sie gerne mitkommen würde. Auch wenn es mich überraschte, von Drachen zu einem Tee eingeladen zu werden, denn damit hätte ich nicht gerechnet, und das konnte man mir auch direkt ansehen.

Daniel stellte eine Frage an Kasha, klang dabei sehr gestelzt, aber höflich. Leider wurde diese nicht beantwortet, vielleicht erwies sich ja bei einem Tee mal die Möglichkeit dazu. Zwar war ich nicht gerade der Typ für Tee, aber das würde ich mir mit Sicherheit nicht entgehen lassen, wenn es mal soweit war. Mittlerweile hatte ich mich wieder gefangen, und die nächste Frage kam schon von Schneetanz. "Und wie! Ich bin schon mehr als gespannt darauf!", gab ich sogleich zurück.

"Das wäre wohl vermutlich wirklich besser so", stimmte ich Aiden, wenn auch etwas widerwillig wirkend zu. Normalerweise gab ich ja nicht so einfach jemand anderem Recht, aber das hier war komplettes Neuland. Nicht mit dem zu vergleichen, was ich bisher erlebt hatte und wem ich so alles gegenübergetreten war. Das waren Drachen, deren Kräfte ich absolut nicht einschätzen konnte. Und Aiden wirkte wie jemand sehr Vernünftiges, vielleicht war es also gar keine schlechte Idee, seinen Worten etwas Glauben zu schenken. Er wirkte ja auch nicht gerade doof. Acilino sprang nun auch - urplötzlich energiegeladen - von meinen Armen und hüpfte davon. Aus meiner Angewohnheit heraus hob ich meinen rechten Arm, mit dem ich gerade noch Acilino getragen hatte, und griff mir an die linke Schulter, welche ich leicht kreisen ließ, um die leichte Verspannung zu lösen. Das half meist. Derweil stellte sich nun auch der Drache, welcher sich als weiblich herausstellte, als Kasha und Nestwächterin vor. Und nun bemerkte ich auch den weißen Drachen, welcher bei Kasha lag und davor von ihrem Flügel verdeckt worden war. Dieser stellte sich als Schneetanz vor und meine Augen glitten automatisch zu dem großen Roten, der uns als Siegfried vorgestellt worden war. Er machte auf mich einen provokant erscheinenden Eindruck und ich konnte nicht verhindern, dass für einen Moment ein provokantes Funkeln in meine Augen trat, als ich zu dem Drachen sah. "Ihr trinkt gerne Tee?", rutschte mir ebenso wie Joyce eine eher unbedachte und unüberlegte Frage heraus. Nur folgte von mir nicht sogleich eine Entschuldigung, dazu war ich von der Aussage zu sehr überrascht gewesen. Dass Drachen Tee trinken würden, hätte ich nämlich nie erwartet. "Klar doch, ich bin schon Feuer und Flamme!", antwortete ich auf Schneetanz' Frage. Schule war eigentlich das letzte, was mich interessierte, aber auf einer solchen Insel war auch ich gespannt auf den Unterricht.

Als Antwort auf meine Frage stellte sich der riesige braune Drache als Kasha, die Nestwächterin vor. Die hatten wir also gesucht. Der nun überhaupt nicht schläfrige Acilion flatterte hinüber und wurde von einem anderen kleinen Drachen in Empfang genommen. Unsere Aufgabe war also erfolgreich erfüllt. Gedanklich klebte ich einen Sticker auf meinen Helm, auch wenn es vermutlich auf dieser Insel keine große Leistung war und wir es zu viert gemacht hatten. Ich war trotzdem stolz auf uns.

Der weiße Drache, welche an der Flanke des Giganten lagerte, stellte sich ebenfalls vor. Auch er war eine sie und der große Rote, dessen bohrenden Blick ich mied, war ihr Gefährte? Verdutzt zuckte mein Blick doch hin. Die beiden waren ziemlich unterschiedlich, fand ich. Sagen würde ich aber nichts. Das mit der Höflichkeit saß doch zu sehr in meinem Kopf drin.
Als uns dann die Nestwächterin zum Tee für einen anderen Tag einlud, wäre mir beinahe die Kinnlade heruntergeklappt. Stattdessen schaute ich einen Moment sehr verdutzt.
Ein Teil meines Gehirns versuchte sich vorzustellen was es für unglaubliche Mengen Teebeutel es brauchen würde, um ein gesamtes Teetrinken mit so vielen, verdammt großen Teilnehmern zu versorgen. Ein anderes Teil war von der Vorstellung belustig, wie einer der Drachen versuchte aus einer enorm großen Prozellan-Teetasse zu trinken und eine Klaue abspreizte. Und irgendwo ganz hinten in meinem Kopf saß die Vernunft und überlegte, ob das schon-so-spät eine subtile Aufforderung zu gehen gewesen war.
Die Stille von mir fiel jedoch kaum ins Gewicht, da Joy und Euan weitere Fragen stellten.

So äußerte ich mich erst wieder als der weiße Drache, die... weiße Drachin?
Als Schneetanz uns Schüler fragte, ob wir uns auf den Unterricht freuten. Kurz überlegte ich, während schon andere Antworten präsentiert wurden. Dann erwiderte ich: "Nein, ich war bisher immer ziemlich mies in der Schule. Aber ich bin schon neugierig, was wir lernen werden. Drachen klingen viel interessanter als Mathe!" Na bitte, das klang doch schon viel eher wie ich. Jetzt muss ich nur noch hoffen, dass es mir keiner übel nimmt und ich gefressen werde. Eigentlich hatte ich deswegen wenig Sorge, eher war es gruselig wie zivilisiert sich die Drachen verhielten. Ich hatte eher tierische Monster erwartet und nun sprachen sie über Tee.

Eine Russin...
Die gewaltige braune Drachendame stellte sich als Kasha vor, ein Name, der mir tatsächlich recht vertraut war. Und wenn sie sprach, klang etwas mit, dass der russischen Sprache eigen war. Scheinbar konnten auch Drachen einen Akzent haben.
Schneetanz war ein einfacher Name, aber überaus passend für den weißen Drachen. Sie erinnerte wirklich an frischen Schee. Doch etwas wirkte unförmig an ihr. Beine, Hals und Kopf waren zwar schlank, aber der Körper selbst nicht.
Der Rote trug den Namen Siegfried und ich wandte ihm den Kopf zu, als er gerade gähnte. Siegfried war doch der Name des Helden der Nibelungen-Saga? Eine interessante Namenswahl, wo der Held der Geschichte doch einen Drachen getötet hatte. Aber auch Fafnir war ein geschichtlicher Name. Kasha zwar auch, aber den brachte man nicht mit Drachen in Verbindung.

Ebenso war die Tatsache erstaunlich, dass man uns zu Tee einlud. Das mussten ja Unmengen an Teeblättern sein, die man für solche Riesen brauchte. Andererseits... Sie sprachen wie wir und verhielten sich kaum wie Tiere. Daher war es vielleicht gar nicht so seltsam, dass auch sie einen ähnlichen Speiseplan wie ein Mensch hatten.
"Vielen Dank für die Einladung. Ich werde sicherlich darauf zurück kommen." Immerhin machten sie sich für uns Menschen extra die Mühe und es sollte wohl als Dank gelten. Welcher allen voran wohl Euan gebührte, der Acilino die ganze Zeit getragen hatte. Nicht, dass nicht auch einer der anderen getan hätte, aber es war dennoch eine nette Geste.

Schneetanz erkundete sich bereits danach, ob wir uns auf die Schule freuen würden. Der Gedanke daran war merkwürdig, immerhin lag meine Schulzeit schon etwas zurück. Aber es war wohl notwenig, immerhin schienen Drachen doch anders zu sein, als erwartet.
Daher überraschte mich auch Daniels Antwort ein wenig, immerhin schien mir Mathe kein Fach zu sein, welches zu der Thematik hier gehörte. Höchstens bestimmte Berechnungen bezüglich Koordinaten oder Größenverhältnisse. Nun, in der Hinsicht konnten wir allerdings nur abwarten. "Es klingt fast so, als würdet ihr Drachen Teil unseres Unterrichts sein." Nicht als Lehrer, aber vielleicht als Anschauungsmaterial oder eben lebendige Beispiele.

Mit einem eher trottenden Gang kam Siegfried auf uns zu. Er sah entspannt aus, aber seine Augen waren wachsam. Ich schenkte ihm kurz einen warnenden Blick, aber er nährte sich uns seitlich, sodass keine Gefahr bestand, dass er die Schüler erwischte.
"Natürlich kannst du das. Ein Mensch mehr oder weniger fällt bei uns Drachen kaum auf." Und wenn wir einen Kessel voller Tee kochten, dann würden wir sicherlich alle Menschen versorgen können. Sicher wäre es eine angenehme Gesellschaft mit den ganzen Schülern. Einen Nachmittag lang konnte man sich so garantiert die Zeit vertreiben.
Und so erstaunt wie sie waren, wollten sicherlich auch die Schüler sehen, wie wir Drachen einen Tee zubereiteten.

Schneetanz war selbst eindeutig neugierig, auch sie senkte den Kopf ein wenig, um den Antworten zu lauschen und ein wenig zu lachen. "Natürlich sind wir ein Teil davon. Nicht alle, aber wir werden uns noch öfter sehen. Auch ich arbeite nämlich im Drachennest und kümmere mich um die Eier." Schneetanz war vergleichsweise klein, daher kam sie mit der Schnauze nahe an die Menschen heran. Sie hatte nichts dagegen, sich berühren zu lassen, wie auch ich selbst nicht. Nur wusste ich, dass man sich bei mir dann doch eher zurück hielt, was ich den Menschen nicht mal verdenken konnte. "Hier wird euch kein Leid geschehen, solange ich aufpasse. Es gibt ein paar Drachen, die sind etwas schwieriger, aber das kennt ihr sicherlich. Einzelgänger oder Raufbolde." Erneut ging mein Blick zu Siegfried, welcher jedoch stoisch stehen geblieben war und nun von oben herab sah. "Das stimmt. Ich werde nämlich nicht so sanft mit euch umgehen, wenn ich euch und euren Drachen etwas beibringen soll." Er schnaubte, was nur noch mehr Rauch erzeugte, ehe er dann doch den Kopf senkte. Wahrscheinlich, weil er wusste, dass ich Höflichkeit verlangte, vor allem von unserer Seite aus. So musterte er die Gruppe noch einmal. "Aber ich bezweifle, dass auch nur einer von euch das Zeug hat, mit einem Feuerspucker umzugehen." Kurz ging sein Blick zu Schneetanz, die jedoch eindeutig mit den Augen rollte. "Ich lege bald wieder Eier. Und da kann es durchaus sein, dass das ein oder andere an einen von euch Schülern abgegeben wird. Siegfried stellt sich einfach nur an," erklärte sie dann. "Von wegen. Ich bin mir sicher, dass unsere Schlüpflinge es besser wissen werden und sich lieber für die Patrouilleneinheiten entschließen werden. Wie Amabilis. "

Auch für mich war es eine Überraschung gewesen, dass Drachen gerne Tee tranken, mit etwas so... normal wirkendem hatte ich nun wirklich nicht gerechnet, denn Drachen waren so groß und... am Besten dachte ich ab hier gar nicht weiter, denn ansonsten würde ich wieder irgendeine dumme Frage stellen, und darauf konnte ich getrost verzichten. Jedoch war ich nicht der Einzige, den es überraschte, dass Drachen gerne Tee tranken, Euan ging es wohl genauso. Man konnte mir nach Kashas Antwort deutlich ansehen, dass ich mich darüber freute, denn ich fühlte mich zum einen mit meinem Schwesterherz einfach sicherer, und zum Zweiten würde sie sich sicherlich auch freuen! "Alles klar, dann werde ich sie mitbringen. Sie wird sich freuen, euch kennenzulernen", gab ich dann zurück. Auch Aiden beschloss, auf die Einladung zurückzukommen, das konnte jedenfalls noch sehr interessant werden, für uns alle.

Als Daniel seinerseits wieder antwortete, nachdem Euan deutlich gemacht hatte, dass er sich bereits freute, ähnlich wie ich selbst, klopfte ich diesem leicht auf die Schulter. Auch wenn man nie gut in der Schule gewesen war, was ich nicht so ganz nachvollziehen konnte, da ich immer gezwungen gewesen war, auch wirklich gut in der Schule zu sein, aber ich musste Daniel recht geben. Der Unterricht hier würde bei weitem mehr als nur interessanter sein als Mathe. "Wenn der Unterricht interessant ist, geht der Rest sicher von selbst. Das wird definitiv richtig spannend", fügte ich dann hinzu und warf ihm ein Grinsen zu. Aidens Aussage kurz darauf war zwar keine richtige Antwort auf die Frage von Schneetanz, aber es war eine gute Überlegung, und schon bald bekamen wir eine Antwort, die Drachen würden also auch Teil des Unterrichts sein. Da war es fraglich, ob sie das als Anschauung oder Beispiele waren, oder ob der Unterricht auch so ein "Learning by Doing"-Ding wurde.

Schneetanz kam recht nah an uns heran, mit der Schnauze, was ich interessiert beobachtete, und in diesem Moment fragte ich mich, wie es wohl war, einen Drachen zu berühren. Als wir vorhin angekommen waren, hatte ich mich nicht heran getraut, ich hatte eher Angst gehabt, wenn ich ehrlich war, auch wenn ich das niemals offen zugeben würde. Doch jetzt, hier mit Drachen zu sprechen, machte das Ganze um einiges greifbarer. Auch wenn ich natürilich weiterhin Respekt vor den Drachen hatte, so hatte ich die Angst ein wenig verloren. Das lag natürlich aber auch daran, dass Kasha uns versprach, dass uns kein Leid geschehen würde, solange sie aufpasste. Und ich vertraute auch vollkommen darauf. "Darf ich euch eigentlich mal... berühren?", fragte ich schließlich, ein wenig verunsichert, und streckte die Hand leicht in Richtung der Beiden aus, jedoch war mir ein wenig Unsicherheit anzumerken. Diese wich bei der Unterhaltung von Siegfried und Schneetanz schon bald der Empörung. "Also bitte, natürlich hätten wir das Zeug dazu!", entgegnete ich sofort, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken, was ich da eigentlich gerade sagte, "ich weiß zwar nicht, wer Amabilis ist, aber bei uns ist es sicherlich viel cooler!" Erst danach wurde mir eigentlich bewusst, was ich gesagt hatte, ich ließ die Hand sinken und zog den Kopf leicht ein. Okay, ich sollte definitiv nachdenken, BEVOR ich rede... "Sorry", schob ich schnell leise hinterher, "ich will niemandem auf die Füße treten, aber das kann ich doch nicht auf uns sitzen lassen..."

Ich hatte zwar nichts weiter auf die Einladung zum Tee gesagt, jedoch konnte man dann davon ausgehen, dass ich sie nicht abgelehnt hatte. Ich gehörte zwar nicht zu der Sorte, die still bei einem Teekränzchen dabei saß, aber mit Drachen Tee zu trinken, war ja etwas völlig anderes. Darauf war ich tatsächlich ziemlich neugierig. Und vielleicht konnte man sich hier dann auch noch etwas umsehen. Der Lebensort der Drachen war immerhin genauso spannend wie die Drachen selbst! Durch das Kreiser meiner Schulter hatte sich inzwischen auch die leichte Verspannung in dieser gelöst, weshalb ich meine beiden Arme nun wieder sinken ließ. Derweil hielt sich das Thema auf den Unterricht und Schneetanz, der weiße weibliche Drache, sagte, dass sie Teil davon sein würde. Dann würde der Unterricht hoffentlich wirklich wesentlich interessanter werden, als damals in der Schule, denn auch bei mir war es schon etwas her, seit ich die Schule abgeschlossen hatte. Bei Kashas Worten blickte ich dann jedoch fast ertappt drein, denn das mit den Raufbolden kannte ich nur zur Genüge. Immerhin wurde ich in der Schule oft genug dafür gerügt, irgendwelche Prügeleien angefangen zu haben und hatte mir schnell einen Namen als Raufbold gemacht. Der rote Drache namens Siegfried, welcher in der Zwischenzeit auch näher gekommen war, und mit Schneetanz redete, sagte einige Dinge, die ich ebenso wenig stehen lassen konnte wie Joyce. "Nur zu. Alles andere wäre doch auch nur enttäuschend", erwiderte ich auf Siegfrieds Ankündigung, dass er keineswegs sanft mit uns umgehen würde und ich ließ mich von Siegfrieds Größe und der Tatsache, dass er ein Drache war, keineswegs einschüchtern. Meine Stimme und mein Blick hatten definitiv etwas Provokantes, doch sah ich in allem einen Wettbewerb oder auch eine Provokation, was ich natürlich nicht so einfach ignorieren konnte. Ich war es jedoch gewohnt, nicht mit Samthandschuhen angefasst zu werden. Das Training meines Vaters war mir nur allzu gut in Erinnerung geblieben, selbst wenn es nun schon eine ganze Weile hinter mir lag. "Hört sich ja fast wie eine Herausforderung an", folgte auch schon der nächste Spruch meinerseits, als Siegfried meinte, dass niemand von uns das Zeug hätte, mit einem Feuerspucker umzugehen, doch überschnitten sich meine Worte mit denen von Joyce'.

Quasi alle nahmen die Einladung zu Teetrinken an. Kasha bestätigte auch, dass Joy seine Schwester mitbringen durfte. Also vermutete ich, es würde eher ein Teefest als eine Teeparty werden. Aber hey, immerhin können wir so vielleicht einen Blick in Drachennest werfen. Außerdem brannte ich weiterhin darauf zu erfahren wie die Drachen Tee machen würden. Erhitzten sie ihn mit ihrem eigenen Feuer?

Nach der Interessensbekundung von Schneetanz und Kashas wiederholter Versicherung mit einer Priese Warnung ließ sich auch der rote Muskelprotz dazu herab ins Gespräch einzusteigen. Nur geringschätzig sprach er uns Schüler an und unterhielt sich dann mit Schneetanz, seiner Gefährtin. Offenbar erwartete sie Eier. Ihr schien es nichts auszumachen, dass vielleicht eins ihrer Jungen bekam. Auf Siegfrieds abfällige Äußerung hin, sprangen sofort Joy und Euan an. In ihrer Eile sprachen sie gleichzeitig. Auch ich fand sein Gehabe ziemlich übertrieben, denn schließlich schienen alle anderen Drachen sehr zufrieden mit den Menschen zu sein.

"Wenn die Drachenjungen so gut sind, wie Sie sagen, werden sie selbst sicher die beste Entscheidung treffen. Also sollten sie auch in der Lage sein das Potenzial von uns Schülern zu erkennen", antwortete ich entschlossen. Dabei gab mir meine aufkommende Wut den Mut Siegfried zu ersten Mal direkt anzuschauen. Er war im Gegensatz zu den anderen Drachen viel mehr wie die in den Geschichten: grob, arrogant und bedrohlich. Aber genau dieses Verhalten weckte in mir den Trieb ihm Paroli zu bieten. Ich war zwar kein strahlender Ritter, aber auf den anderen und mir ließ ich nicht herumtrampeln.

Damit war es wohl halbwegs beschlossene Sache, dass wir alle noch einmal herkommen würden, um Tee zu trinken. Fragte sich nur wann.
Tatsächlich verstand ich sogar, warum die große Kasha heute wohl keinen Tee aufsetzen wollte, denn im laufe dieses doch sehr ungewöhnlichen Gespräches erzählte Schneetanz, dass sie Eier legen würde. Es schien wohl doch eine größere Sache für die Drachen zu sein, wenn ich mir die Haltung von den ganzen Riesen so ansah. Bisher waren die weiblichen Drachen recht sanftmütig, während Siegfried eine eindeutig anders dachte. Waren Männchen also von Natur aus aggressiver? Es ließ sich vermuten.
Schneetanz hatte sogar den Kopf weit zu uns gebeugt und kurz kam mir der Gedanke, dass ich sie berühren könnte, würde ich den Arm ein wenig ausstrecken. Und scheinbar hatte nicht nur ich diesen, denn Joyce streckte seine Hand etwas aus und fragte nach. Die weiße Drachendame bestätigte meine Annahme sogar, was den Unterricht wirklich spannend machen würde. Ich wollte gerne mehr von den Drachen sehen, nicht nur in dem Lexikon. Dieses hatte ich zwar mitgenommen, doch seit wir hier waren, hatte ich nicht die Gelegenheit gehabt, es durchzublättern. Dafür versuchte ich mir die Merkmale der Drachen hier einzuprägen, um sie vielleicht später zu identifizieren.

Allerdings kam es nun zu Streit, denn Siegfried zeigte sich eindeutig ein wenig herablassend. Rauch kam aus seinem Maul, was ich bisher noch bei keinem der anderen gesehen hatte und als er den Kopf senkte, meinte ich, etwas in seinem Atem riechen zu können. Nicht ganz wie Schwefel, aber so ähnlich. Er konfrontierte uns ganz eindeutig damit, dass er nicht überzeugt von uns war. Ich hielt mich da raus, denn wenn das Geschlecht eindeutig etwas mit dem Charakter zu tun hatte, wäre mir persönlich ein weiblicher Drache lieber. So ein Hitzkopf war garantiert anstrengend auf Dauer.
Die Reaktionen meiner Mitschüler waren hingegen eindeutig interessanter. Sie waren alle aus Ademia - und sie boten ihm alle direkt die Stirn. Ob das so gut war? Auch wenn Kasha uns versicherte, dass sie auf uns aufpassen würde, war ich mir nicht so sicher, ob Siegfried sich nicht doch für einen Snack entscheiden würde. Ihn zu ärgern wäre keine gute Idee, was Joyce scheinbar auch erkannte, immerhin entschuldigte er sich. Euan sah es als Herausforderung an, zeigte sich aber genauso unbeeindruckt. Erstaunlich, wie spontan sie beide reagiert hatten und wie dies ausfiel.
Daniel platze nicht so aus sich heraus, sodass seine Worte sich nicht so mit denen der anderen überschnitten. Was aber vielleicht besser gewesen wäre, denn irgendwie klang es nicht gerade positiv. Eher provozierend.
"Ich verzichte freiwillig," meinte ich, ohne jedoch einen Schritt zurück zu weichen. Wirklich, es schien so viele Rassen zu geben, wenn ich an das Lexikon dachte, dass es garantiert noch andere Möglichkeiten gab als die Eier dieses Paares. Wie viele das wohl waren? ich konnte mir nicht vorstellen, dass alle Schüler die selben Drachenrassen bekommen würden.

Diese Menschen waren wirklich niedlich. Und einfach zu begeistern.
“Nur zu. Greift uns nur nicht in die Nüstern, das ist nicht sehr angenehm.” Es war nur natürlich, dass Menschen einen Drachen berühren wollten. So wie ich verstanden hatte, gab es unsereins nur auf den Inseln. Was wirklich merkwürdig war, wenn man einmal genauer darüber nachdachte. Warum war nicht schon längst einer über das Meer geflogen?
Doch ich hob rasch den Kopf, als Siegfried wieder seine überhebliche Seite zeigte. Die Zähne gebleckt knurrte ich ihn warnend an. “Du wirst nicht alleine entscheiden, was mit den Schlüpflingen geschehen wird. Und noch ist nicht gesagt, wie viele Eier es werden.”
Kurz knurrte der Rote zurück, dann schnaubte er, sodass dicker Rauch in Richtung Boden quoll. “Tsk,” grollte er und es war eindeutig, wenn er besonders fixierte. Dem Menschen mit dem komischen Hut auf dem Kopf. “Du, Menschlein, bist noch grün hinter den Ohren. Und wenn du weiter so überheblich bist, bist nur auf deine Schnauze fallen. Von ‘Potenzial’ sehe ich bei dir nichts.” Es war ziemlich deutlich, dass er die Aussage von Daniel nicht als einen Spaß aufgefasst hatte, denn seine Pupillen war schmal geworden. Siegfried war ein schwieriger Drache, schon seit er ein Schlüpfling war, und wahrscheinlich hatte er es anfangs sogar scherzhaft gemeint. Das war nun vorbei.
Ich behielt meine Lefzen erhoben, warnte ihn, bis er sich abwandte und zur Seite trottete. Schneetanz sah ihm kurz nach, als überlegte sie, ob sie ihm folgen sollte. Doch sie unterließ es, stattdessen senkte sie den Kopf wieder dicht hinab. “Keine Sorge. Ich bin mir sicher, er beruhigt sich schon wieder.”
Lange herrschte jedoch nicht Ruhe, denn weit in der Ferne war ein hohes Brüllen zu vernehmen. Zu weit weg für Menschen, aber nicht für untereins. Ich hob den Kopf, legte ihn schief, um besser zu lauschen.
“Das klang nach einem Notfall. Könnte Ärger geben.” Ich wechselte einen kurzen Blick mit Schneetanz, dann sah ich zu Siegfried. Auch er hatte es gehört. “Jurryt. Klingt, als braucht er Verstärkung.” Das Problem war, dass der Grund nicht ersichtlich war. War es ein Angriff? Das war gar nicht so unwahrscheinlich, denn nicht alle Wilddrachen mochten das Nest, welches ich beschützte. Daher verließ ich es ja auch nur selten. “Siegfried, du solltest die Schüler zum Schloss begleiten. Ich kann hier nicht weg und du kannst sie zur Not beschützen.” Der Glutschweif grollte zwar kurz, doch dann nickte er kurz und trottete zum Weg. “Kommt. Und bleibt dicht bei mir.” Ich selbst sah noch einmal hinab, nun sogar recht eindringlich. “Geht mit ihm zurück. Es kann sein, dass wir angegriffen werden. Einer der anderen Drachen hat um Hilfe gerufen und wir wissen nicht, was los ist. Aber bei Siegfried seid ihr sicher. Bleibt beieinander und lauft am besten unter ihm. Dann kann euch nichts passieren.”

"Das werde ich niemals tun, versprochen", antwortete ich sogleich. Ich verglich es damit, wie wenn jemand einem anderen in die Nase griff, und das würde jemand von uns sicherlich auch nicht mögen. Auch, wenn es vollkommen andere Größenordnungen waren und das vermutlich niemand tun würde. Tief atmete ich durch und trat etwas dichter heran, um nach dieser Erlaubnis die Hand auszustrecken und Kasha zu berühren. Für einen Augenblick strich ich über die Schuppen. Für mich war es ein magischer Moment. Schon bald war dieser jedoch vorbei und ich trat wieder etwas zurück, nachdem sie wieder ihren Kopf gehoben und sich Siegfried zugewandt hatte.

Offensichtlich, und wenn ich ehrlich war, dann war ich innerlich darüber wirklich mehr als froh, war ich nicht der Einzige, der Siegfrieds Aussagen nicht einfach nur so stehen lassen konnte, denn Euan war mindestens der gleichen Meinung wie ich. Seine Worte überschnitten sich mit meinen, er drückte sich auch ganz anders aus, jedoch war ich wenigstens nicht alleine. Das hier würde definitiv noch ziemlich spannend werden, da war ich mir absolut sicher. Auch der Unterricht würde alleine wegen den Drachen mehr als interessant werden. Dennoch ziemlich verunsichert, vor Drachen hatte ich immer noch größten Respekt, sah ich zwischen Kasha und Siegfried hin und her. Daniel musste ich wirklich recht geben und ich nickte ihm zu, während Aiden sich schließlich ebenso zu Wort meldete, allerdings völlig anders als wir zuvor. Das schien Siegfried allerdings nicht sonderlich zu gefallen, denn er fixierte ihn bei seiner Aussage, nach einem dunklen Grollen besonders. Unsicher beobachtete ich Siegfried, während ich mich ziemlich zusammen reißen musste, und er sich dann abwandte und zur Seite trottete. Schneetanz senkte ihren Kopf wieder dicht hinab. Langsam nickte ich, sah dann allerdings zu Aiden, Euan und Daniel, doch lange war keine Ruhe.

Überrascht sah ich zu Kasha hinauf, als sie davon sprach, dass etwas nach einem Notfall klang, jedoch war nichts zu hören gewesen. Jedoch nahm ich an, dass das Gehör von Drachen sehr viel besser war als das eines Menschen, da sie sofort Anweisungen nach einem Blickwechsel mit Schneetanz gab, um uns sicher zurück zu bringen. Dass uns Siegfried begleiten sollte, fand ich etwas fraglich, denn ich bezweifelte, dass wir so schnell auf einen grünen Zweig mit ihm kommen würden, doch im Moment hielt ich mich zurück. Das hier war nichts, wo ich wirklich etwas sagen oder tun konnte. Eines der wenigen Momente, in denen ich mich wirklich ein wenig zurück halten konnte. Siegfried grollte kurz doch gab uns auch Anweisungen. Kashas Blick war eindringlich, als sie uns erneut anwies, wie wir uns verhalten sollten. "Alles klar", antwortete ich dann, sah noch einmal zu den anderen und trat dann zu Siegfried. Von Drachen gegrillt zu werden, oder sonstiges, wenn es wirklich ein Angriff war, wollte ich nun auch nicht.

Es hatte sich etwas geändert an Siegfried, er schien nun deutlich aufgebrachter als es zuvor der Fall gewesen war. Seine Worte richteten sich ganz klar an Daniel, denn dessen Aussage schien ihm nicht gefallen zu haben. Aber ich stellte mich in dieser Hinsicht ganz klar auf Daniels Seite. Dieser Siegfried schien ja selbst bloß auf Provokation aus zu sein, wie ich fand. So hatte ich immer noch einen etwas trotzigen sowie provokanten Blick in den Augen und ließ mich immer noch nicht davon einschüchtern, dass Siegfried ein Drache von enormer Größe war. Ob das nun dumm war oder nicht, sei mal dahingestellt. Über sowas machte ich mir in solchen Momenten keine Gedanken. Selbst als er dicken Rauch ausstieß, zeigte ich keine nennenswerte Reaktion, abgesehen davon, dass ich mich für eine Millisekunde zu versteifen schien, ehe ich mich wieder entspannte. Kasha hingegen zeigte wohl ihre Autorität als Nestwächterin gegenüber Siegfried, denn dieser trottete schließlich davon. Kasha schien nicht nur Nestwächterin zu sein, sondern ich vermutete nun auch fast, dass sie sowas wie die Anführerin war. Zumindest schienen die paar Drachen hier alle auf sie zu hören.
Ich horchte jedoch schließlich auf, als Kasha etwas von einem Notfall erwähnte. Ich hatte die Ohren gespitzt, doch für mich hörte sich alles in der Umgebung noch ziemlich friedlich an. Es musste wohl etwas in weiter Ferne geschehen sein und womöglich hatten es nur die Drachen vernehmen können. Doch so wie es sich anhörte, musste die Sache ziemlich ernst sein. "Angegriffen? Von wem denn?", wollte ich wissen, denn ich konnte mir gerade im Moment nicht vorstellen, von wem man denn angegriffen werden sollte. Zumal ich dachte, dass es kaum Leute gab, die von dieser Insel hier wussten. Zwar warf ich fragende Blicke zwischen den Drachen hin und her, aber sogar ich nahm die Eindringlichkeit von Kashas Blick wahr, weshalb ich es Joyce gleich tat und näher an Siegfried herantrat.