In einem recht gemählichen Schritt, über den ich mich keinesfalls beschweren wollte, war ich Hr. Hernandez hinaus gefolgt und die Treppen hoch. Bisher kannte ich ja nur den Weg zu dem Flügel, in welchen Chronium gehörte und den zum Speisesaal. Hin und zurück, mehr war das nicht. So war ich gar nicht unfroh um die Möglichkeit, sich den Weg ohne große Probleme merken zu könne. Sirena, die vorhin zu uns dazugestoßen, hatte ich ebenfalls gegrüßt, als sie sich an uns dranheftete. Auf Lucies Dank dafür, dass ich noch gewartet hatte, hatte ich auch nicht großartig reagiert. Ein kurzes "Nicht der Rede wert", das war's dann auch schon gewesen. Es war auch nicht wirklich der Rede wert gewesen. Jedoch ging es ihr ähnlich wie mir. Ich verspürte eine gewisse Neugierde in mir, denn Bibliotheken waren mir schon immer eine meiner bevorzugten Orte gewesen.
Die Bibliothek war jedoch tatsächlich ein ziemlich beeindruckender Ort, das musste ich zugeben. Die Unmenge an Büchern, welche hier stand, schien kaum zu zählen zu sein. Was hier wohl alles für Bücher standen...? Wenn man überlegte, war es unwahrscheinlich, dass es welche sein würde, die man in Bibliothken fand, die man kannte. Bei den Worten des Lehrers war ich froh, dass ich mir zumindest etwas zum Schreiben mitgenommen hatte. Ich hatte auch nicht gewusst, was hier heute alles brauchen würden, aber wenn man Theorieunterricht haben würde, sollte etwas zum Schreiben ja nciht schaden.

Schweigend war ich Sasha und Herrn Hernandez nach oben gefolgt, nicht sonderlich etwas gegen das ruhige Tempo habend auch wenn ich wohl auch mit einem anderen zurecht gekommen wäre. Ich prägte mir den Weg gut ein und als wir da waren sah ich mich staunend um. Es standen Unmengen an Büchern in den Regalen bei denen ihre Augen leicht leuchteten und ich fragte mich wie lange es wohl dauern würde diese Bücher alle zu lesen.
Da Herr Hernandez dann aber auch das Wort ergriff beeilte ich mich mir einen Platz zu suchen und legte, froh das ich es mitgenommen hatte, meine Schreibsachen auf den Tisch und wartete dann gespannt wie es wohl weiter gehen würde. Ich bin echt schon gespannt was wir wohl als erstes lernen werden, ging es mir durch den Kopf während ich mich noch weiter in der Bibliothek umsah.

Wortlos folgte ich der kleinen Gruppe die sich vor mir gebildet hatte die Treppe gemächlich nach oben und prägte mir den Weg genau ein, was zum Glück kein wirkliches Problem für mich war. In der Bibliothek angekommen sah ich mich anerkennend und fasziniert um, war diese Bücherwelt doch genau mein Ding und wie es aussah hatte ich hier ausreichend Beschäftigung was das lesen anging. Blieb nur zu hoffen das die Bücher die mein Interesse weckten auch in einer Sprache waren die ich verstand, nicht das ich mich erst noch durch das lernen einer weiteren durch quälen musste. Darauf hatte ich nun wirklich überhaupt keine Lust, waren Sprachen doch überhaupt nicht mein Fall.
Ich suchte mir einen ruhigen Platz nah genug bei den andern am Tisch das ich nicht allein saß aber noch weit genug weg das ich etwas Ruhe hatte und mich was meine Sachen anging ein klein wenig ausbreiten konnte. Ich legte also Federtasche und Block auf den Tisch und notierte mir in der oberen Ecke das Datum und setzte eine Überschrift in welcher ich festhielt das es die Theoriestunde war und dann hieß es warten das der Unterricht richtig losging.

--> Speisesaal

Puff, da war die Blase geplatzt. So schnell konnte das gehen, wenn man von einer Sache abgelenkt war und dann von einer extrovertierten Person gesichtet wurde. Im ersten Moment wich ich einen halben Schritt zur Seite, als mich plötzlich Lucie ansprach, und stammelte ein halblautes 'hey' heraus. Im nächsten Moment allerdings zog ich auch bereits die Augenbrauen zusammen und biss mir auf die Unterlippe.
"Ich weiß nicht... Hoffentlich nicht", erwiderte ich besorgt und warf rasch einen Blick zu Mr. Hernandez, der mitsamt drei anderen Schülern bereits die Treppe hochging, bevor ich wieder zu Lucie sah. "Vielleicht sollten wir Mr. Hernandez fragen..." Eigentlich sollte ich das ja unbedingt machen - immerhin ging es hier um einen Freund - andererseits hoffte ich auch ein wenig darauf, dass sie das übernahm, jetzt wo sie sich nach ihm erkundigt hatte. Außerdem fing der Lehrer auch schon gleich an zu reden, als er ankam, weshalb ich mich erst recht nicht traute, irgendwie das Wort zu erheben. Und... Außerdem war die Bibliothek einfach der Hammer und lenkte mich gerade ebenfalls ziemlich ab. Bücher, soweit das Auge reichte, und viele davon waren nicht einmal besonders neu, wie es in einer normalen Bibliothek der Fall wäre. Ein paar alte Exemplare konnte ich sogar von hier aus sehen und hörte Mr. Hernandez im ersten Moment kaum zu, soviel ging mir im Kopf herum. Aber das Wort 'Schreibutensilien' brachte mich dann doch wieder auf den Boden der Tatsachen und ich klappte schnell den leicht geöffneten Mund zu, ignorierte die Hitze, die meine Wangen hinaufschoss. An Schreibutensilien hatte ich ebenso wenig gedacht wie an Schlaf, was vermutlich ein weiterer Grund für meine Zerstreutheit war. Und da ich auf dem Weg auch nicht noch mehr zu Lucie gesagt hatte, traute ich mich auch nicht mehr, jetzt zu sprechen - vor allem weil unter den anderen Schülern ebenfalls Schweigen ausgebrochen war.

(Speisesaal über leere Eingangshalle)

Oh Gott, ich sterbe! Wir waren zwar endlich oben angekommen, dafür hatte ich das Gefühl, dass meine Lunge gleich platzen würde. So langsam Herr Hernandez auch gegangen war, so war er in diesem Treppenaufstieg definitiv besser als ich.
Nach Evans eher nichtssagenden Antwort, waren wir dem Rest der Schar die Treppe hinauf gefolgt. Die ersten Stufen waren dabei noch ein Klacks gewesen. Wie gut, dass der Chronium-Korridor nur im ersten Stock lag. Auch die Treppe zum zweiten Stock, wo wir am Vortag schon auf Herrn Hernandez gestoßen waren, brachte nur Seitenstechen und leichte Atemnot. Aber dann ging es eine weitere Treppe hinauf. Drei. Hieß es nicht, aller guten Dinge wären es drei? So ein Scheiß! Meine Seiten taten weh, meine Lunge brannte und ich stand noch immer leicht nach vorn gebeugt in der Nähe der Tür, während alle anderen sich bereits umsahen und Herr Hernandez eine Einführung gab, die ich kaum verstand. Nicht nur, dass mir das Blut in den Ohren rauschte, als hätte ich gerade einen Marathon hinter mir, ich atmete auch noch ziemlich heftig. Aber langsam beruhigte ich mich und richtete mich wieder auf. "Müssen..", begann ich vorsichtig und holte doch noch mal tief Luft. "Treffen wir uns immer.. beim Essen, bevor es hier hoch geht?", quetschte ich in meinem relativ bescheidenen Englisch die für mich wichtigste Frage heraus. Wenn ich jeden Morgen nach dem Frühstück drei Stockwerke in die Höhe laufen musste, konnte ich auch gleich wieder abreisen. Das würde ich nicht überleben. Zaghaft sah ich mich nun auch um. Die Fülle an Büchern war bemerkenswert, jedoch nicht sonderlich aufregend, wenn man bedachte, dass es eben eine Bibliothek war. Viel interessanter war, dass ich die Schriften und die Worte auf einigen Buchrücken in der Nähe nicht erkannte. Kein Deutsch, kein Englisch.. Latein schien es auch nicht zu sein. Seltsam.
Nikolai - endlich erinnerte ich mich an den Namen des Neuen - und Sirena hatten sich bereits an den großen Tisch gesetzt, vor dem Herr Hernandez bereits stand. Also atmete ich noch einmal durch, trat zu der kleinen Leseratte und hakte mich bei ihm ein, bevor ich ihn mit mir ziehend in Richtung der Anderen lotste. "Evan, komm", flüsterte ich leise und auffordernd. Wahrscheinlich hätte er sich lieber auf die Bücher gestürzt, als zu lernen, aber dafür waren wir nicht hier. Erst am Tisch entließ ich ihn aus meinem Griff, legte meine Umhängetasche auf den Tisch und sah dann wieder zu Herrn Hernandez. "Was.. ähm.. wobei geht es ihm Fach Theorie?"

Ich hatte seit meiner Ankunft gestern Abend noch keinen Kontakt zu den anderen Schülern knüpfen können, was wohl daran lag, dass das nicht meine Priorität gewesen war. Ich war zu sehr damit beschäftigt gewesen, jede Information, die ich bekam, wie ein Schwamm aufzusaugen, was leider frustrierend wenige gewesen waren. Bei den Drachen hatte ich ja erst an einen seltsamen Scherz geglaubt und überlegt, gleich wieder zu fahren, denn mit solchen Verrücktheiten brauchte ich meiner Familie nicht unter die Augen zu treten. Zu meinem puren Erstaunen hatte sich jedoch herausgestellt, dass diese Verrücktheit tatsächlich der Wahrheit entsprach, denn ein paar dieser Wesen hatten doch tatsächlich im Schulgarten geschlafen, als wären sie nur ein paar riesiger Hunde. Inzwischen war mir also überhaupt nicht mehr nach Abreisen, ganz im Gegenteil, ich wollte so viel lernen, wie ich nur konnte. Meine Geschwister durften sich ruhig mit Bildungsreformen und Waffenhandelsabkommen herumschlagen, ich war hier auf etwas viel Interessanteres gestoßen! So folgte ich Herrn Hernandez als eine der Ersten, und setzte mich auch gleich an den Tisch, der dem Lehrer am nächsten war. Der Bibliothek schenkte ich nur einen flüchtigen Blick, mit dieser würde ich mich später noch auseinander setzen, denn ich ging davon aus, dass ich hier viel Zeit beim Lernen verbringen würde. Insbesondere, da es auf dieser Insel kein Internet gab. Natürlich hatte ich ein Notizbuch und einen Stift dabei, breitete beides vor mir aus und sah Herrn Hernandez dann erwartungsvoll an, ohne auf die Gespräche meiner Mitschüler zu achten, von denen einige ziemlich außer Atem zu sein schienen. Das konnte ich nun wirklich nicht verstehen, wie konnte man so unsportlich sein, dass ein paar Treppen einen so aus der Form brachten? Bei der Frage von der Brünetten mit der Brille fixierte ich den Lehrer aufmerksam, um auch ja kein Wort von der Antwort zu verpassen, und zückte schon einmal meinen Stift.

Ich hatte mich ebenfalls auf einen freien Platz an den Tisch gesetzt und meinen Blick dann zu Hr. Hernandez gesetzt, welcher dabei war, die von Lucie gestellte Frage zu beantworten. Tatsächlich hatte ich noch nicht wirklich genauer darüber nachgedacht, um was in dem Fach Theorie gehen könnte. Drachen waren in diesem Fall natürlich das nageliegendste gewesen, aber so wie es aussah, steckte dahinter noch einiges mehr. Die Worte von Hr. Hernandez brachten mich jedoch fast schon wieder meinen Kopfschmerzen nahe, denn bereits jetzt darüber nachzudenken, was in Zukunft auf der Insel hier sein würde, schien nicht möglich. Zumindest für mich nicht und vor allem nicht in diesem Moment. Ich konnte wirklich nur hoffen, dass das besser werden würde, sobald ich mich mal etwas eingewöhnt hatte. Bei der ausschweifenden Handbewegung von Hr. Hernandez folgte ich dieser unwillkürlich und ließ somit noch einmal meinen Blick durch den Raum und die schieren Unmengen an Büchern schweifen. Dann aber wandte ich mich wieder unserem Lehrer zu, welcher uns gerade erklärte, mit was wir uns heute genau im Unterricht beschäftigen würden. Etwas mehr über die Insel zu erfahren, interessierte mich doch recht. Immerhin war die Neuigkeit, dass Drachen existierten mehr als nur überraschend, wenn nicht sogar schockierend gewesen und es war doch interessant zu wissen, wieso man Drachen nur hier fand. Wenn das überhaupt der Fall sein sollte... Wer wusste schon, ob es nicht noch andererorts Drachen gab...

Die anderen trudelten auch schnell ein, wobei Lucie mit den Treppen ziemliche Probleme gehabt zu haben schien so wie sie japste. Daher sah ich sie auch mitfühlend an und hoffte für sie selbst das es mit der Zeit besser werden würde. Sie schien aber auch allgemein nicht sonderlich sportlich zu sein, wobei ich ihr eventuell würde helfen können, aber das würde ich mit ihr mal nach dem Unterricht ansprechen jetzt war dazu ja nicht wirklich Zeit. Herr Hernandez machte sich dann aber auch daran die von Lucie gestellte Frage zu beantworten wobei ich aufmerksam zu hörte. Der Unterricht würde sich wie es aussah nicht nur damit beschäftigen das wir mehr über die Drachen lernen würden sondern auch generell mehr über die Insel auf der wir uns gerade befanden. Das klang, wie ich fand sehr interessant denn es wäre schon cool zu erfahren warum man scheinbar nur hier Drachen fand.
Bei der ausladenden Handbewegung folgte ich dieser mit dem Blick und stellte gleich nochmal fest wie viele Bücher es hier zu geben schien und fühlte mich, trotz der Vorfreude mehr aus diesen lernen zu können, von der schieren Anzahl doch ein wenig erschlagen. Ich konzentrierte mich aber schnell wieder auf unseren Lehrer und hörte ihm weiter zu wie die erste Stunde ablaufen würde. Gut also erstmal wird es nur um die Klärung eventueller Fragen gehen. Auch gut.

Ich bekam mit das die andern auch alle eintrafen, wobei ein brünettes Mädchen mit Brille ziemlich aus der Puste war und Probleme mit den Treppen gehabt zu haben schien das ich mich echt fragte wie das erst werden sollte wenn wir hier mal mehr als nur Treppen steigen machen würden an sportlichen Aktivitäten. Aber das war auch wieder nicht mein Problem weshalb ich mich dann wider auf den Lehrer konzentrierte und diesem bei der Beantwortung der Frage die da Mädchen gestellt hatte zu hörte. Wie er sagte würden wir hier wohl alles theoretische über die Insel und die Drachen, an deren Existenz ich ehrlich gesagt immer noch stark zweifelte, lernen. Ich folgte der Handbewegung von unserem Lehrer und verlor mich einen Moment lang in der Betrachtung der vielen Bücher und auch wenn es den Anschein, wie ich auf manchen Buchrücken sah, das sie in anderen Sprachen verfasst waren, freute ich mich sehr drauf jedes das ich fähig war zu lesen verschlingen zu können. Bücher waren eben zum Teil irgendwo meine Welt, zumindest mehr als es der Umgang mit anderen Menschen war und das würde sich so schnell wohl auch nicht ändern. Ich war bisher ja schon froh das ich wenig mit den anderen hatte reden müssen und hoffte einfach das ich davon noch möglichst lange verschont bleiben würde. ich war eben kein sonderlich sozial begabter Mensch und ob sich das je ändern würde stand in den Sternen.

Mitfühlend verzog ich die Lippen, konnte allerdings nichts mehr dazu sagen, sondern hörte einfach Lucie zu. Als sie sich allerdings bei mir einhakte, zuckte ich ein weiteres Mal zusammen und stolperte mehr zum Tisch, als dass ich ging.
Mit angespannten und hochgezogenen Schultern blieb ich neben Lucie und lauschte den Ausführungen des Lehrers vorerst schweigend. Als er allerdings geendet hatte, kämpfte ich mit aller Macht gegen die Übelkeit, richtete den Blick stur auf Mr. Hernandez, um nicht die anderen Schüler anzusehen und allen Mit zu verlieren, und hob die Hand, um eine Frage zu stellen. Gut, Blickkontakt hielt ich nicht und meine Hand war eher nur halbwegs und vorsichtig gehoben, aber immerhin war das ein riesiger Anfang für mich. Und dass meine Frage auch absolut nichts mit den Ausführungen von ihm zu tun hatte, schlug mir ebenfalls auf den Magen, weil es ja eigentlich verdammt interessant war, was er erzählte.

Die Blicke der anderen ignorierte ich einfach leichthin. Ich war es gewohnt, dass man mich wegen meiner Figur hänselte und mich auslachte, weil ich so schlecht im Sport war. Dabei kam ich beim Laufen gar nicht so sehr aus der Puste, nur diese verdammten Treppen! Erleichtert setzte ich mich schließlich direkt neben Evan und hörte Herrn Hernandez zu, während meine Beine brannten und ich meine Füße so nach hinten platzierte, dass ich mit den Fußsohlen den Boden nicht berührte. Gar nicht so einfach mit den Stiefeln der Uniform. Es war schwierig, der Einleitung des Lehrers zu folgen. Mein Englisch war einfach zu schlecht und er sprach zu schnell. Das hatte sich seit dem Vortag nicht geändert. Als Herr Hernandez dann zu Fragen auf rief, sah ich die anderen nacheinander an. Hat denn keiner Fragen? Die beiden, die gestern neu dazu gekommen waren. Sasha, dann Sirena. Schließlich sah ich zu Evan und stutzte. Was? Er zeigte auf? Wie in der Schule? Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch und schluckte meine Fragen vorerst wieder runter. Für einen Moment war ich versucht, ihn aufmunternd zu berühren. Er war ja nicht allein oder der Einzige, der die anderen nicht kannte. Allerdings war ich für ihn genauso eine Fremde, wie alle anderen. Höchstens bei Sasha und Sirena hätte ich diese Geste bereits durchführen können; also ließ ich es bei Evan bleiben und übte mich geduldig im Warten ohne ihn direkt anzusehen.

Ich hörte dem Lehrer aufmerksam zu und notierte eifrig, was er sagte. Sein Englisch war trotz Akzent gut verständlich, dennoch wäre es vielleicht nicht schlecht, ein wenig Spanisch zu lernen, um mir einen Vorteil bei ihm zu verschaffen. In seinen Worten war zwar inhaltlich noch nicht viel Wertvolles enthalten, aber wer wusste schon, wozu mir meine Notizen noch nützen würden, also schrieb ich alles möglichst detailliert und ordentlich auf. Immerhin bestärkte mich jedes seiner Worte darin, dass ich hier genau richtig war. Allein der Gedanke, Botschafter bei den Drachen werden zu können, klang sehr verheißungsvoll. Das war doch um ein Vielfaches besser, als Diplomat in Russland zu sein! Der Aufforderung, Fragen zu stellen, kam ich gleich nach, und meine Hand schoss nach oben. Mit einem kurzen Rundumblick stellte ich fest, dass sich außer mir nur noch ein rothaariger Junge meldete, der dabei ziemlich verzagt aussah. Entweder war der Rest zu schüchtern oder hatte keine Fragen, war also entweder ängstlich oder langsam. Sollte mir recht sein, dann stellten meine Mitschüler wohl erst einmal keine große Konkurrenz für mich dar.

(Ich bin mal so frei, sonst zieht sich das hier "^^)

Noch während ich mich meldete, fiel mir auch schon eine weitere Frage ein - gemeinsam mit einer Bitte, nachdem ich kurz doch noch zu Lucie geschaut hatte. Als allerdings Mr. Hernandez auf mich einging und erwähnte, wie schwer es mir offensichtlich fiel und dass mich der Mut verlassen würde, wenn er die 'Gelegenheit nicht beim Schopf' packte, schoss mir intensive Röte ins Gesicht. Die Nervosität von vorher war gar nichts gegen die Übelkeit, die jetzt in mir aufstieg. Ich fühlte mich bloßgestellt und wollte wirklich, wirklich einfach in Grund und Boden versinken. Oder unter den Tisch flüchten. Oder beides. Hauptsache weg.
"A-also... Eh... Ich hab zwei Fragen", meinte ich kleinlaut und tat alles, um weder den Lehrer noch die anderen Schüler anzusehen. "Und ich wollte sie bitten, ein bisschen langsamer zu reden, ich... Glaube, Lucie kommt nicht ganz mit. Ist das Buch schon... Abgeschlossen oder gibt es noch un...bekannte Drachen? Außerdem... Ehm... Ein Schüler war vorhin nicht beim Essen und gestern auch nicht... AJ Walker. Ist mit ihm irgendwas passiert oder... Wissen Sie, wo er ist?" Oh Gott, ich hatte das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen und mein Kopf platzte förmlich vor Hitze.

Okay. Das reichte. Evan sah aus, als ob er gleich wie ein verschrecktes Eichhörnchen aus dem Fenster springen.. oder als ob er einfach tot umkippen würde. Fast schon automatisch legte sich meine Hand auf Evans Unterarm und ich drückte etwas zu. Als Dank, aber auch als Aufmunterung und Zuspruch. "Das hast du gut gemacht", flüsterte ich, während ich meinen Kopf leicht in seine Nähe lehnte und drückte noch ein mal seinen Arm sanft. Ob es laut genug war, ob er mich verstand, wusste ich nicht. Und ich nahm damit auch in Kauf, von Herrn Hernandez deswegen gerügt zu werden. Da Evans Fragen aber auch einen Teil meiner Fragen abdeckten, wanderte mein Blick sofort wieder zurück zum Lehrer.

Ich hatte mich gerade rechtzeitig von den Büchern losgerissen um mitzubekommen wie Herr Hernandez wieder das Wort ergriff und sich an Evan wandte. Mein Blick ging dann auch zu diesem und ich bemerkte wie kränklich er aussah, fast schon als ob er sich gleich übergeben müsste. Am liebsten hätte ich mich um ihn gekümmert, aber er saß ein Stück entfernt von mir am Tisch und ich wollte nicht riskieren Ärger zu bekommen weil ich nochmal aufstand um zu ihm zu gehen. Glücklicherweise war Lucie bei ihm und nahm sich seiner ein wenig an, auch wenn ich nicht wusste was sie zu ihm sagte hoffte ich das es ihm etwas half. Seine Fragen waren aber berechtigt auch weil mir selbst aufgefallen war das sogar mehr als ein Schüler fehlte, müsste ja eigentlich auch die Schwester von Joyce hier sein war sie doch eigentlich in Canicula so weit ich wusste. Ähm....darf ich dazu noch was sagen? Mir ist nämlich aufgefallen das auch noch andere Schüler fehlen. War nicht gestern noch ein anderes Mädchen in Canicula eingeteilt worden?, schaltete ich mich vorsichtig dazu ein auch wenn es wohl etwas unhöflich war aber es war halt wirklich komisch das Schüler fehlten die gestern noch da waren.

Ich riss mich von den Büchern los als unser Lehrer wieder das Wort ergriff und den ersten ran nahm um dessen Frage zu beantworten. Bevor der rothaarige Junge, der wohl Evan hieß, stellte er eine Bitte, nämlich das man langsamer reden möchte da Lucie, wie ich vermutete das Mädchen mit der Brille neben ihm, nicht richtig mitkam. Es war nett von ihm das anzusprechen war es ja auch Sinn der Sache das jeder mitkam. Seine Frage zu dem Buch interessierte mich dann aber doch mehr und neugierig sah ich zu unserem Lehrer nach vorne, abwartend wie die Antwort darauf ausfiel. Aus dieser Neugier wurde ich dann aber gerissen als es auch darum ging das wohl ein Schüler, oder sogar mehrere wie das weißhaarige Mädchen feststellte. Stimmt. Das Mädchen was mich zu meinem Zimmer gebracht hatte, ich glaube Jocelyn war der Name, fehlt. Da sie in meinem Haus ist müsste sie eigentlich hier sein. Was wohl der Grund dafür ist das scheinbar mindestens zwei Schüler nicht anwesend oder nicht auffindbar sind?, ging es mir nachdenklich durch den Kopf. Davon das mich das beschäftigte bemerkte man nicht viel, höchstens an dem aufmerksamen Blick den ich auf Herrn Hernandez gerichtet hatte während ich auch auf die Antwort zu dieser Frage wartete.

Dass der Junge mir gegenüber bevorzugt wurde, weil er ängstlicher war als ich, passte mir nicht wirklich, aber ich sagte nichts dazu. Stattdessen nahm ich nur stumm meine Hand herunter, um zu warten, bis ich an die Reihe kam. Evans Bitte ließ mich insgeheim die Augen verdrehen, denn wenn man schon in der ersten Stunde nicht mitkam, hatte man meiner Meinung nach hier einfach nichts verloren. Seine erste Frage war aber immerhin interessant, und bei seiner zweiten, die dann auch noch von einem hellhaarigen Mädchen (Sirena) erweitert wurde, horchte ich auf. Dass Schüler fehlten, war mir nicht aufgefallen. Vielleicht hatten sie ja vor den Drachen die Flucht ergriffen? Feiglinge wurden hier ja offensichtlich nicht bereits im Vorhinein aussortiert. Ich bemerkte, wie diese Lucie Evan ermutigte, und unterdrückte ein Schnauben. Das war ja der reinste Kindergarten hier. Aber solange niemand von mir erwartete, ihm sein Händchen zu halten, sollte es mir recht sein. So stellten meine Mitschüler immerhin wohl kaum eine wirkliche Konkurrenz für mich dar, wenn sie schon beinahe vom Stuhl kippten, nur weil sie mit einem Lehrer redeten.

Mir kam es fast so vor, als würde mich jeder hier anstarren, während wir auf die Antwort vom Lehrer warteten. Lucie's Hand auf meinem Arm ließ mich kurz ganz leicht zusammenzucken, half im nächsten Moment aber auch schon ein wenig und ich biss mir nicht mehr ganz so sehr auf die Unterlippe. So lief ich wenigstens nicht mehr Gefahr, mich dort blutig zu beißen. Trotzdem fühlte es sich für mich so an, als würde ich gleich anfangen zu heulen, und das wollte ich um jeden Preis vermeiden. Das wäre der Supergau schlechthin! Lieber konzentrierte ich mich auf Lucie und den Lehrer, blendete alle anderen einfach aus und nahm in Kauf, dass durch den Versuch die Tränen zu unterdrücken, mein Gesicht noch röter war als vorher. Als Mr. Hernandez anfing zu sprechen und uns mitteilte, dass sowohl AJ als auch Jocelyn und ihr Bruder die Insel verlassen hatten, sackten meine bisher hochgezogenen Schultern ein Stück herunter. Im ersten Moment fragte ich mich, warum AJ nichts gesagt hatte, dann verwarf ich das gleich wieder. Wir hatten uns nur ein wenig unterhalten, das bedeutete noch lange nicht, dass wir Freunde waren oder uns Dinge erzählten. Trotzdem zog herbe Enttäuschung an mir, weil ich gehofft hatte, dass wir vielleicht Freunde werden könnten. Ein weiteres Wort schaffte ich einfach nicht, aber ich zog kurz dankbar einen Mundwinkel hoch und schaute halbwegs in Lucie's Richtung, damit sie es auch mitbekam - auch wenn ich es schade fand, dass Mr. Hernandez nicht weiter auf meine Bitte für das Mädchen einging. Was der Lehrer sonst noch so erzählte, war aber auch sehr interessant. Wie lange gibt es diese Organisation eigentlich schon? Ein paar Jahre? Und wenn, warum... Sind die anderen Inseln dann noch nicht erforscht, hat sie irgendetwas aufgehalten? Wahrscheinlich andere Drachen, oder?

Erleichtert lächelte ich Evan an, als er meinen Blick suchte. Sehr gut. Er hatte sich gefangen und würde jetzt wohl nicht mehr weg laufen. Dafür sah er jetzt so aus, als ob er gleich heulen würde, weil die Anspannung von ihm abgefallen war. Also drückte ich seinen Arm noch einmal und zog meine Hand dann wieder zurück. Still lauschte ich den Ausführungen des Lehrers und sah mich dann nach Vivi um. Auf der Treppe war sie noch bei uns gewesen, aber hier in der Bibliothek fehlte sie. War sie auch eingeknickt? Oder ging es ihr einfach nicht so gut? Herrn Hernandez' weitere Ausführungen ließen mich den Gedanken jedoch vorerst vergessen und wieder lauschte ich. Zwei Fragen klärten sich mit seiner Aussage. Das Lexikon war nicht komplett und es gab die Möglichkeit, diesen Umstand nach der Ausbildung zu ändern. Mir juckte es bereits in den Fingern. Wissen anhäufen und dann auch noch über Drachen! Mit der Erwähnung von anderen Inseln eröffneten sich jedoch auch noch weitere Fragen. Wie viele Inseln gab es? Und wie war es möglich, dass man diese noch nicht entdeckt hatte? Wurden sie alle von der OWD und der Regierung geheim gehalten? Was für Drachen gab es auf den anderen Inseln? Und gab es auch hier auf der Cuna de la Vida wilde oder unerforschte Drachen? Mein Geist schwirrte vor Wissenshunger und ich folgte nur unwillig dem Blick des Lehrers zu Aslaug. Allerdings war es nur fair, immerhin hatte sie sich auch gemeldet. Und vielleicht wurden durch ihre Frage ja wieder einige der meinigen beantwortet?

Die Antwort auf Evans Frage fiel anders aus als ich gedacht hätte. Ich war davon ausgegangen das die fehlenden sich vielleicht einfach nicht gut fühlten, auch wenn es schon komisch wäre das sich das gleich bei drei Schülern auf einmal so geben würde. Damit das sie wieder abgereist sind weil es nichts für sie war damit hätte ich wirklich nie gerechnet. Schade das sie wieder weg sind. Ich hatte eigentlich das Gefühl das ich mit Joyce recht gut auskommen könnte war er ja soweit ich das nach gestern beurteilen konnte sehr nett gewesen. Aber naja es sollte wohl einfach nicht sein für die drei. Drachen waren wohl auch nicht für jeden etwas und das war ja gestern echt ziemlich viel mit dem wir da auf einmal konfrontiert wurden bei der Ankunft. Ich kann es ja selbst noch nicht richtig glauben und das obwohl ich mich auch schon mit einem Drachen unterhalten habe, ging es mir durch den Kopf und ich seufzte leise. Auf die Bitte von Evan wegen Lucie ging Herr Hernandez nicht weiter ein, so das sich mir die Frage auftat ob er diese überhaupt richtig für voll genommen hatte. Es kam dann aber auch schon das rothaarige Mädchen dran und ich wartete was sie wohl fragen wollte.